Der Peter ist zurück!

Am Samstag war es nach gut fünf Monaten und vielen Tausend Seemeilen endlich soweit: der Peter hat wieder am heimischen Steg am Bootshaus festgemacht. Lang erwartet von allen in Kiel verbliebenen und das Ziel bedeutend für alle an Bord, tauchte der Peter pünktlich um 16 Uhr vor dem ASV-Steg auf. Von vielen ASVern und Gästen an Land bewundert, drehte er natürlich noch die obligatorische Ehrenrunde. Dann war ‚Peter goes tall 2017‘ endgültig zu Ende – eine Reise, die auf dem Weg um den Atlantik einige Höhepunkte zu bieten hatte und von der die Crews einige Trophäen mit nach Hause brachten! Die Berichte und der Erfahrungsaustausch begannen dann aber erst und auch der Peter wurde – insbesondere von ehemaligen und zukünftigen(?) Langfahrern – noch einmal ausgiebig entdeckt. Bei leckerem Kuchen sowie frisch gegrillten Würstchen nahmen die Gespräche ihren Lauf und der Empfang ging abends langsam in die Welcome-Party über, wo die portugisische H-Milch, nun aber gekühlt und verdünnt mit 43er, natürlich nicht fehlen durfte.

Aus den Tagebüchern eines weißen Tuchs 2/2

Meine Güte, habe ich was erlebt! Fliegen, Strapazen, Ernüchterung – von all diesen Dingen aus meinem letzten Bericht empfinde ich wahrlich nichts mehr! Ich durfte Sonne genießen, Sturm erleben und für die Crew in der Flaute jedes Lüftchen einfangen – ich bin ein Großsegel! 😉 Aber der Reihe nach:

Zwischen Quebec und Halifax konnte ich zwar ab und zu rausschauen, bin mir aber meistens vorgekommen wie im Flugzeug –  es war laut und hat vibriert! Aber dann, ab Halifax!!! 17 Tage lang durfte ich ununterbrochen frische Luft genießen. Mal mit voller Kraft, manchmal mit etwas weniger, aber stets mit vollem Einsatz schob ich den Peter über den Atlantik! Bei meistens bestem Wetter und wechselnden Gesprächspartnern mit teilweise komischen Namen (G1, G3, Klüver 1, Klüver 2, Fock, Nivea-Spi, Sturmspi) erfüllte ich endlich meine Berufung. Gegen die pralle Atlantiksonne half die Abkühlung durch den oft vorhandenen Nebel sehr gut. Lediglich leichte Rückenschmerzen plagen mich zuweilen – die Crew redet dann immer von einer meiner Segellatten… ?!?

Erschöpft von dem langen Einsatz kam mir etwas Erholung in Frankreich gerade recht, bevor wir uns wieder auf den Weg machten. Weiterhin von gutem Wetter verwöhnt, wurden wir an der Mooring vor Alderney ordentlich durchgeschüttelt und machten uns dann auf den Rückweg. Zwischen Dover und Borkum sah ich meine nette Reisebegleitung aus dem Flugzeug wieder – den Elli-Spi! Aktuell liegen wir auf Helgoland und warten auf etwas weniger Wind, um weiter Richtung Kiel segeln zu können – nach Hause!

Rasmus grüßen nicht vergessen⁩

„Wer im April über die Nordsee segelt, sollte seefest sein!“ Diese Aussage habe ich mehrmals gehört, bevor der Peter vor über 5 Monaten abgelegt hat. Den Berichten zufolge gab es Sonne satt und wenig bis keinen Wind. Wurde Rasmus gegrüßt und wenn ja mit was? Mittlerweile ist es September und wir segeln wieder über die Nordsee. Der Unterschied zu April: wir haben kaum bis gar keine Sonne, immer wieder Regen und viel bis zu viel Wind, sodass die Idee Rund England zu segeln schnell verworfen wurde. Jacob opfert sein Datenvolumen, damit wir unterwegs die Windvorhersagen checken können und wir warten im Hafen liegend auf das nächste Zeitfenster zum Segeln, damit wir auch ja püntklich am 16.9. zur Welcome Party in Kiel sind.

Ein Grund für diese Umstände könnte sein, dass wir vor lauter Freude, endlich wieder segeln zu dürfen, vergessen habe, Rasmus zu grüßen. Er hat es wohl nicht direkt gemerkt, da wir noch gutes Wetter hatten, als wir aus Le Havre ausliefen. Jetzt bekommen wir es zu spüren und versuchen ihn mit einem guten Portwein zu besänftigen.

Mal sehen, ob unsere Crew seefest ist …

Liebe Grüße vom Peter

1st on Elapsed Time for the Race Series

Normalerweise zeigt ja das Herrschaftssystem an Bord eines Schiffes wenig demokratische Züge. Aber ob man des Segeln mit Nils als Schiffer noch als freundliche Diktatur bezeichnen kann, darüber lässt sich bestimmt streiten. Um in dem Machtvakuum, das Nils durch seine Abreise vor einer Woche hinterlassen hat, keine Anarchie aufkommen zu lassen, wurde letzten Samstag schnellstmöglich ein Habour Captain bestimmt. Auch wenn der Bordälteste vielleicht die naheliegendere Wahl gewesen wäre, schien uns Lukas der Passendere für diesen Posten zu sein. Das ist so einige Tage lang auch ganz gut gelaufen und erst beim Capitans‘ Dinner am Donnerstag Abend kam etwas Bewegung in die Sache. Als es für ein Foto „Captains only“ hieß, musste Jacob vorpresschen. So ist nun zwischen den ganzen eleganten Kapitänen der Großsegler ein bärtiger ASVer im T-Shirt zu finden.

Beflügelt von diesem Erfolg als Vize-Habour Captain war Jacob auch gestern bei der Preisverleihung der Schnellste, als es hieß, dass alle Schiffe, die die gesamte Regatta gesegelt sind (PvD, Rona II, Jolie Brise & Blue Clipper), auf die Bühne kommen sollten. Aber man muss wohl zugeben, dass Jacob eine sehr gute Figur gemacht hat, als er den Pokal für das gesegelt schnellste Schiff der gesamten Regatta-Serie in die Höhe streckte. Bei all dem Frust über das Verrechnungssystem der STI war die Freude nun groß und tatsächlich musste die Piccolo-Flasche des Wälzlagerlieferanten in der Folge dran glauben. Ähnlich groß war unsere Freude aber auch, als die Spaniel den Friendship-Award erhalten hat: Ein sehr würdiger Preisträger.

Evolution einer Peter-Crew

Eines muss man zugeben, mit 30 Tagen war die Etappe 8 dieser Reise wirklich eine der längeren. Wie schnell und tiefgreifend sich nach Ankunft in Le Havre die Crewstärke reduziert hat, war dann vielleicht doch etwas überraschend. Zwölf Stunden nach dem Anlegerbier waren wir nur noch zu zehnt, zwölf weitere Stunden später noch zu neunt und in den Tagen darauf, mussten wir peu à peu noch vier weitere Crewmitglieder verabschieden. Nur noch zu fünft, war es auf dem Peter dann doch ein bisschen einsam. Um nicht vollends in Traurigkeit über den Abschied zu versinken, mussten wir uns wohl oder übel in touristische Aktivitäten stürzen. Dafür, dass in dieser Zeit kein Blogeintrag abgesprungen ist, wollen wir uns entschuldigen. Aber vielleicht könnt Ihr uns verstehen. Jedenfalls sind wir alle sehr froh über die Ankunft der neuen Crew und können es kaum erwarten, wieder Segel zu setzen.

Zieldurchlauf

Heute um 16:01 Uhr UTC haben wir die Ziellinie südlich von Eddystone Rocks überquert. Somit haben wir für die 2.153 nm von der Start zur Ziellinie 12 Tage 17 Stunden 26 Minuten und 58 Sekunden benötigt. Insgesamt haben wir seit unserem Ableger am 1. August in Halifax somit bereits 2.591 nm zurückgelegt.
Am letzten Tag im „Racemode“ konnte der Peter noch einmal zeigen was er kann. Bei wunderschönem Wetter und achterlichem Wind durchpflügten wir den Englischen Kanal mit bis zu 11,5 kn. Beim Überqueren der Ziellinie stießen wir nach Schleswig-Holsteiner Sitte mit Bier und Korn an und die Delfine sprangen vor Freude aus dem Wasser – insgesamt ein großartiges Gefühl.

Bei dieser Rauschefahrt am letzten Regattatag wurden die Kleidung und das Boot, die noch von der Nacht vom 15. auf den 16. August durchnässt waren, endlich wieder trocken. In dieser Nacht wurde dem Peter und seiner Crew unter doppelt gerefftem Groß und Fock einiges abverlangt. Die aufgepeitschte See ergoss sich bei bis zu 45 Knoten Wind leuchtend über das Deck und die Crew.
Das, von der Bugwelle erregte, Meeresleuchten ließ das Vorsegel im Dunkeln erleuchten und die über das Deck gepeitschte Gischt glich einem türkis-blauen Funkenhagel. Die Crew unter Deck hatte zwar das Leuchtspektakel verpasst, oder maximal aus den Fenstern beobachten können, aber dennoch die kühlende Nässe des Atlantiks hautnah miterleben können, da sie ihren Weg portionsweise durch die Lüfter fand.

Glücklicherweise ist die Warmfront recht zügig über uns hinweg gezogen und der Wind flaute wieder auf ein erträglicheres Maß ab. Ob das zügige Abklingen mit der ungewollten Opfergabe der Windex und des Adenauers zusammenhängt, kann nur vermutet werden.

Jetzt sind wir auf dem Weg nach Le Havre, wo wir vermutlich morgen Abend eintreffen werden. Besonders freuen wir uns alle auf die erste Dusche, den lokalen Waschsalon und das französische Essen.

Bis dahin,
eure Petercrew

An alle Mütter da draußen

Ja, wir…
…putzen uns immer Zähne
…kriegen genug Schlaf
…cremen uns immer ein (bis auf Jacob vielleicht)
…tragen immer Schwimmwesten
…picken uns immer ein
…ziehen immer genug warme Sachen an
…waschen auch unsere Klamotten (mehr oder weniger erfolgreich)
…essen regelmäßig und täglich drei Äpfel
…ziehen (ab und zu) immer frische Sachen an
…haben einen Arzt an Bord
…gehen nicht so spät ins Bett
…machen auch mal Pause
…haben genug Pflaster dabei
…räumen auch unsere Kojen auf (ergibt sich ganz von selbst durch Krängung)
…haben noch genug zu Essen und zu Trinken (ausser Bier, dafür haben wir umso mehr Spirituosen)
…melden uns, wenn wir da sind
…sind in 400sm im Ziel
…geben auf uns Acht

Und an alle Väter da draußen:
…alles gut!

Grüße an alle da draußen und Grüße an alle Geburtstagkinder inklusive unseres Schiffers

Die Crew

Irgendwie schon recht kitschig

Vom 11. auf den 12. August ist uns unser lieblings Konkurrent – die Rona II – leider deutlich aufgekommen. Der Grund dafür ist ein Tief, das von Westen über den Atlantik zieht und guten Wind mit sich bringt. Mit der Rona hätten wir eigentlich eh noch ein Hühnchen zu rupfen. Der Grund dafür ist das klingelnde Handy eines Rona Skippers während einer Schweigeminute beim Captainsdinner in Halifax. Nachdem er es zunächst gar nicht realisierte, stellte er sein Handy ab und kommentierte es mit vorwurfsvollem Unterton: „Peter von Danzig!“. Alle Augen waren auf uns gerichtet und zumindest an unserem Tisch führte dies zu einigem Gelächter. Wie bitte soll man darauf reagieren?

Am Nachmittag des 12. August hat uns also auch endlich der Wind, der zunächst aus südwestlicher Richtung kam, erreicht. Bei bedecktem Himmel fuhren wir mit bis zu 10,5 Knoten unter Doublehead durch die Nacht. Diese war sehr dunkel, sodass das uns umgebende Meeresleuchten deutlich zur Geltung kam. Das Bild erinnerte etwas an diese kitschigen Bilder vom Flohmarkt mit Glitzer, Regenbogen und Einhorn. Um Mitternacht gab es dann bei leichtem Regen einen Geburtstagskuchen für Enno. Dazu sangen wir alle „Heute kann es regnen, stürmen oder schnein…“ und anschließend „O Tannenbaum“ – warum auch immer. Der Schnee ist zum Glück ausgeblieben.

In den frühen Morgenstunden konnten wir dann, bei wunderbarem Sonnenschein und angenehmen Wind, den Sturmspi setzen. Seither segeln wir zwar mit etwas schwächerem Wind als in der Nacht, fiebern aber einem Etmal (Zurückgelegte Meilen in 24 Stunden) von über 200 Meilen entgegen.

Soweit,
eure Petercrew