Völlig benebelt nach Kanada

Zwei nebelige Tage und Nächte mit ordentlichem Wind und durchaus fühlbaren Wellen liegen hinter uns. Die erste Hundewache gestern Nacht begann mit einem kleinen Schock: Die Vorsegel waren vom Steuer aus nicht mehr zu erkennen. In dieser Situation waren wir sehr dankbar für das AIS und haben sogar ab und zu Schallsignale gegeben. Die Freiwache hat’s genossen…

Der Nebel brachte durchaus eine gewisse Grundfeuchte mit sich. An und unter Deck war nach kurzer Zeit alles nebelfeucht gewischt. (Und wir wissen nun: Nebelfeucht ist nichts anderes als klitschnass, also gehen wir mit unserem Boden im Bootshaus goldrichtig um.)
Da der Wind tagsüber zunahm, haben wir das 1. Reff eingebunden und dabei auch gleich das Spülen der Cockpits und der Crew erledigt. Der Wind auf dieser Regatta-Etappe, der durchgängig von der Seite oder von hinten kam, bevorteilte eindeutig die „richtigen“ Tall Ships wie Alexander von Humboldt II und Oosterschelde. Unsere Regatta-Ambitionen konnten wir recht schnell begraben, was nicht heißen soll, dass wir nicht alles gegeben haben.
Das Wetter eignete sich sehr gut für den Verzehr von heißen Alpenmaccaroni, die auf dem Weg nach Bermuda noch nicht ganz so geschätzt wurden.
Die nächste Nacht hielt sehr viele Ausweichmanöver für uns bereit, da sich um die Ziellinie viele Schiffe im dichten Nebel tummelten. Der ein oder andere starrte gebannt und mit schwächelnden Nerven in den Nebel und halluzinierte, dass Schallsignale näher und näher kamen. In wenigen Jahren werden wir wohl auf der Weihnachtskneipe den jungen Leuten von diesen nebeligen Nächten vor der Küste von Nova Scotia erzählen und berichten, dass wir die Instrumente vom Steuerrad kaum ablesen konnten. 😉
Der heutige Tag hielt dann eine unglaubliche Überraschung bereit: Es war sonnig, windarm und trocken! Und so trieben wir in den frühen Morgenstunden über die Ziellinie und machten uns anschließend unter Motor daran, Kleidung und Segel während der Fahrt durch den Kanal Canso zu trocknen.
Zwischenzeitlich wurden wir unruhig, da die Kanadier nur sehr begrenzte Mengen an Alkohol pro Person zollfrei einreisen lassen. Doch die gnädigen Zollbeamte in Port Hawksbury brachten Rasmus letzten Endes um einen kräftigen Schluck unseres Bordvorrats. Eine kleine Überraschung hielten sie dann doch noch für uns bereit: Da wir noch Lebensmittel aus Europa an Bord haben, dürfen wir unseren Müll erst wieder in Quebec entsorgen. Jetzt haben wir es amtlich: Die portugiesische H-Milch ist „high risk garbage“!
Mit ausgelassener Stimmung fahren wir nun zu einem pittoresken kanadischen Ankerplatz und wollen morgen dann Richtung Prince Edward-Island weitersegeln.

Herzliche Grüße von Bord, wir haben den grauen Nordatlantik sehr genossen und freuen uns jetzt auf ein paar Tage, wie wir sie von klassischen Sommerreisen kennen.

Mareike und Karin

Nebel und Wal

Der heutige Tag begann ganz ausgezeichnet: Ein freundlich bedeckter Himmel, Halbwindkurs und recht glattes Wasser begleiteten uns auf der Fahrt über den Gulf of Maine. Nur ein Problem hatten wir zwischenzeitlich: Die Spaniel konnten wir seit dem Start gestern Abend noch nicht so recht überholen…

Viele andere Schiffe, darunter die Rona II und die Vahine sind achteraus, wie der Roundcall heute Mittag ergab. Man tut hier an Bord, was man kann. Besonders kulinarisch sind wir sehr performant unterwegs, was auch an der Permanentsmutin Anna liegen könnte, die einstimmig zum Weiterkochen bis zur Ziellinie ermuntert wurde.
Am Vormittag kam wie aus dem Nichts dichter Nebel auf, sodass einige bange Stunden anstanden, in denen wir die Feinde nicht im Blick haben konnten. Aber immerhin frischte auch der Wind auf, sodass wir öfter mal eine 10 auf der Logge hatten. Ähnliche Zahlen stehen mittlerweile auch auf der Anzeige der Wassertemperatur. Man merkt nicht nur an der neuen Gastlandsflagge, dass wir uns Kanada nähern…
Kurz vorm mittäglichen Wachwechsel war der Nebel dann genau so plötzlich, wie er gekommen war, auch wieder verschwunden.
Zum Mittag gab es feinen Wal. Natürlich nicht in der Mugg, sondern nebenan, im Atlantik. Ein paar Mal kam der Blas zum Vorschein und dann tauchte das Vieh wieder ab in die atlantischen Tiefen, wobei es elegant seine Fluke empor streckte. Wir warten gespannt auf weitere Ereignisse dieser Art.
Nun wurde gerade von Klüver I auf II gewechselt, es bahnt sich neuer Nebel an (oder besser „Nebelfinger“, wie sie an Deck genannt werden) und die Wassertemperatur sinkt gerade vor meinen Augen auf erfrischende 8,9 Grad.
Heute Nacht werden wir aller Voraussicht nach unseren Wegpunkt an der Südküste von Nova Scotia erreichen und dann fallen wir ab und brettern die Küste hoch.

Schöne Grüße für die Crew, Karin

Unterwegs!

Heute Morgen ging es nach einem guten Pancake-Frühstück (mit viel guter Milch und so leckeren Bananen…) endlich los auf See. Die Tage inmitten der Bostoner Innenstadt waren zwar sehr schön und sommerlich, aber jetzt freuen wir uns tatsächlich gerade, dass man mal wieder einen dicken Pulli und ne Mütze anziehen kann.

Nach einem pünktlichen Start vor Cape Ann geht es nun mit fast 9 kn Richtung Nova Scotia. Über die geeignete Vorsegelwahl wird gerade an Deck in der Abendsonne noch heiß diskutiert, während in der Pantry schon Gemüse in Weißwein vor sich hin dünstet.
Uns geht’s also ganz gut und wir segeln endlich (wieder)!

Es grüßt euch Karin für die ganze PvD-Crew

I spy with my little eye…

Hier haben wir mal etwas für diejenigen unter euch die sich die spannendsten Details unseres Lieblingsboots an- und unter Deck genau eingeprägt haben. Wir alle sehen gerade nämlich etwas , das ihr nicht seht.

Das erste Etwas ist Lila, ein zweites Etwas ist rot und ein drittes Etwas ist blau.

Also strengt eure grauen Zellen an und denkt scharf nach. Wenn euch etwas einfällt schreibt einfach einen Kommentare unter diesen Beitrag. Ein unzuverlässiges und leicht bestechliches Schiedsrichterteam an Bord wird dann die Gewinner feststellen. Als Preis werden noch unbekannte, aber sehr begehrenswerte Mitbringsel aus fernen Landen verliehen.

Eure PvD-Rätselfreunde

Walking the streets of Boston

Im letzten Eintrag hat Ole ja schon einen kleinen Einblick in die klimatischen Bedingungen von Boston im Sommer gegeben. Was kann ich sagen, gelogen hat er nicht. Auch zur Crewparade hätte man die innenstädtische Luft in feine Scheiben schneiden können.

Um zwölf startete gestern die Parade durch die Innenstadt. Wie schon in den vergangenen Tagen war um die Hafenbereiche alles weiträumig abgesperrt und voll mit Polizisten. An der Fish Pier sammelten sich nach und nach die Crew und anderen Teilnehmer, während unzählige Volunteers hektisch durch die Menge wuselten und versuchen die faulen Segler aus dem Schatten in die Paradereihenfolge zu bekommen. Dazwischen dabei die Dudelsacktruppe der Polizei, Fifes and Drums der Middlesex County Volunteers und diverse andere Blechbläser. Neben den Musikalischen Begleitern waren die Crews der südamerikanischen Schulschiffe auf jeden Fall ein Highlight. Ganz voran die Chilenen mit gezückten Degen und strahlend weißen Uniformen. Über 55 Crews waren bald in die vermutlich richtige Reihenfolge gebracht und machten ich auf den Weg.

Der laute bunte Rattenschwanz schob ich dann eingerahmt von blaulicht und begeisterten Bostonians zwei Stunden lang bis nach downtown, wo die Organisatoren kalte Getränke, Hamburger, frischen Fruchtsalat und vieles mehr bereit gestsellt hatten. Anschließend wurde vor ort die Preisverleihung für das letzte Race Leg von Bermuda nach Boston abgehalten. Diverse glänzende Pokale und Plaketten wurden unter begeistertem Gejohle der entsprechenden Crew überreicht. Line Honours, Jüngster Schiffer, erste nach berechneter Zeit, kreativste Crewverkleidung und was nicht alles. Wir sind dieses mal leider leer ausgegangen, schön und schlau und schlank und rank waren keine Wertungskriterien.

Nun sind schon die neuen Crewmitglieder an Bord und die Aussteiger verteilen sich Richtung Virginia und New York.

 

Für die Crew des PvD

Tillman

Dresscode: Summer White

Der Gouverneur von Massachusetts lädt Captain und First Mate zum Empfang. Die Sonne sticht vom Himmel, 32°C Lufttemperatur. Der Weg zum Sammelplatz, an dem ein klimatisierter Transportbus auf uns wartet, wird zum strategischen Planspiel: Von der eiskalten Dusche direkt aufs Schiff. Dort unter Deck die lange Hose anziehen, Schuhe und Hemd erst an Deck, wo etwas Wind weht, so dass man nicht sofort wieder schweißnass ist. Danach im zügigen Schritt (im Schatten bleibend) in die Hotellobby vor dem Sammelplatz, die hat Air Condition. So gelingt es einigermaßen frisch und mit trockenem Hemd beim State House of Massachusetts anzukommen.

Altehrwürdige Säulenhallen erstrecken sich unter goldenen Kuppeln und breiten Treppengängen, unterstrichen von einer Kapelle und ausstaffiert mit kostümierten Offizieren. Die Segler der Class C (=Yachten) wirkt etwas verloren neben den lametterschweren Schulterklappen unserer Freunde der US Navy und der anderen Segelschulschiffe.

Aber wir werden freundlich aufgenommen und mit vortrefflichem Fingerfood bewirtet, dessen Qualität etwa im Verhältnis von 100:1 stand zu dem, was es auf der Crewparty zu Essen gab.

Allerdings entsprach das verabreichte Volumen dem Kehrwert dieser Zahl. So gingen Michael und ich nach dem Empfang ziemlich angetrunken aber hungrig zur Crewparty, wo wir alle gemeinsam den Abend verbrachten, der dann wie so oft erst gegen 2 Uhr im Mittelcockpit des Peters sein Ende fand…

Ole

 

Irrungen, Wirrungen, oder : Bermuda nach Boston

Ich denke wir alle haben die Zeit auf der rosanen Insel sehr genossen, doch nun sollte es wieder los gehen. Los zum letzten Schritt der Atlantiküberquerung.

Die Organisation hatte angesichts der vorherrschenden Wetterlage den Start des Regattalegs etwas nach hinten verschoben, und so verbrachten wir zwei weitere Nächte in St. George vor Anker. Am Donnerstag war es dann endlich so weit . Um vier Uhr morgens hieß es Anker auf und ab auf den Atlantik. Nur wenige Minuten vor uns sahen wir noch die Lichter von Vahine und Spaniel durch die enge Durchfahrt verschwinden.

Der Uni-Spi zog uns fix von der Insel weg gen Norden. Der erste Tiefausläufer war zu dem Zeitpunkt schon über die Insel hinweg gefegt und so kam auch die G1 noch auf ihre Kosten.

Bald durften wir jedoch den zweiten angekündigten Ausläufer zu spüren bekommen. Die inzwischen gesetzten Klüver und Fock waren wohl immer noch zu viel und so stand für eine halbe Nacht nur noch die Fock ohne Groß am Mast und dabei noch gut 8 Knoten auf der Logge.

Dabei verließen wir zusätzlich den Golfstrom, und die Wassertemperatur viel innerhalb weniger Stunden von angenehmer Badewannentemperatur auf etwa 12 Grad. Fix in Badehose aufs Vorschiff war ab sofort nicht mehr angesagt. Dicke Handschuhe, Mützen und warme Unterwäsche unter dem Ölzeug waren nicht mehr weg zu denken.

Neben klammen Fingern brachte das kalte Wasser aber auch Leben im Wasser mit sich. Der beeindruckendste Abend fand direkt vor dem ersten Wegpunkt statt. Direkt auf unserem Kurs hatte sich eine Gruppe Buckelwale der Dezimierung der lokalen Krillpopulation angenommen und lieferte dabei im goldenen Abendlicht eine denkwürdige Show. Erstaunte Rufe aus dem Mittelcockpit trieben manchen Freiwächler im Schlafanzug aufs nasse Deck um dem Spektakel beizuwohnen. Zu allem Überfluss kreuzte auch die dreimastige Oosterschelde schwer in der See stampfend unseren Kurs.

Am nächsten Tag kam Land in Sicht und vor allem konnte man es riechen und fühlen, da der Wind schlagartig warm wurde und nach Wald roch. Für uns und die anderen 3 Yachten sollte es recht spontan noch ein paar Tage nach Salem gehen, da mehrere Tage ankern auf 30 m Tiefe für uns kein Vergnügen gewesen wäre und es nach dem Atlantik doch ein paar Sachen zu klarieren gab.

Für Etappe 4

Christina und Tillman

 

Crewwechsel in Boston

Die Crew des PvD meldet sich aus der amerikanischen Versenkung! Nachdem die tapferen Seglerinnen und Segler das Schiff gut von Bermuda nach Salem und gestern dann nach einer zünftigen Segelparade an die Pier in Boston gebracht haben, ist seit heute die Etappe 5 in vollem Gange.

Nachdem vier neue Crewmitglieder gestern mit Spinat-Lachs-Nudeln und Dark & Stormies begrüßt wurden, folgte eine kurze Nacht, die pünktlich um 6 Uhr mit den ersten Starts auf dem nahe gelegenen Flughafen beendet wurde.

Um acht gab’s Frühstück und einen Besuch vom Liaison Officer, der uns Fotos vom letzten Peter-Besuch 2009 in Boston zeigte.

Nach einigen Absprachen gab’s dann ein kombiniertes Crewfoto der Etappe 4,5. Zwei Personen haben sich erst drei Minuten zuvor aus der Koje gequält – ratet mal, welche… Kleiner Tipp: Einer hatte noch Restalkohol im Blut, wie meine Kamera auch richtig erkannt hat.


Nun wird hier viel geräumt, umgezogen, abgewaschen, erkundet und organisiert. Und wir schonen uns für die Crewparty heute Abend auf der Fish Pier.

In diesem Sinne beste Grüße vom PvD aus Boston,

Karin

Nemo finden und durch die Röhre atmen

Das Schöne an einer Insel ist ja generell das Wasser außen rum. Bermuda hat zwar zwischen seinen bilderbuchreifen Stränden noch einiges anderes zu bieten, davon werdet ihr aber wohl noch zu Genüge hören. Einige von uns haben nämlich schon früh angefangen zu erkunden, was sich unter Normalnull so abspielt. Tobacco Bay, eine maximal pittoresk und ramontische Badebucht unweit unseres Hafens war das erste Ziel. Von unserem Liaison Officer wussten wir, dass Baden und in der Sonne liegen dort sehr gut ginge, Schnorcheln dort allerdings höchstens so lala wäre. Umso mehr staunten wir, als sich in besagter Bucht nur wenige Meter vom gut besuchten Badestrand kleine bunte Fische tummelten, die aus „Findet Nemo“, Bilderbüchern und dem Tropenaquarium bekannt sein könnten. Bald gesellten sich auch größere Vertreter ins Bild und stellten so klar, dass Baden und Fische gucken zu festen Tagesordnungspunkten im PvD-Touriprogramm wurden.

Der nächste Halt war Cooper Island. Beim Umrunden der strandnahen Felsen wurde schnell klar: Folgendes kann man beim Schnorcheln gebrauchen : Lycra, Salzfreien Sabber gegen beschlagende Brillen und wasserdichte Kameras. Bald wähnten wir uns auf den Spuren Gusteaus und setzen immer mehr Kreuzchen auf dem „Bermudian Fishes“-Poster.

Parallel fiel jedoch auch auf, was beim Schnorcheln auf keinen Fall zu gebrauchen ist:

Schluckauf, Amerikaner in fraglich sitzender Bademode, portugiesische Galeeren und Barrakudas. Letzte schoben sich mit der Zeit einige Male entfernt in die Sichtweite der National-Geographic Nachwuchstruppe.

Und wenn wir gerade nicht im Wasser sind, werdenfleißig und akribisch die pinken Sandkörnchen gesammelt für ein bisschen Bermuda-Feeling im heimischen Wohnzimmer, wenn sich Kiel mal wieder von seiner grauen Seite zeigt.

Für die Wasserratten an Bord

Tillman