Ozeanimpressionen

Von Las Palmas war der Passat ein guter Begleiter. Mit Spi und guter Laune rauschten wir gen Westen. Bei 40° wurde Bergfest gefeiert und manch einer spürte schon die Champagnerduschen, wie sie auf das first ship home nieder gehen und die hartnäckigen Salzkrusten aus Gesicht und Haaren spülen. Zwar wähnten wir uns schon in sehr günstiger Position doch spätestens bei 056°13,4‘ West schwenkte die atlantische Wetterküche endgültig von Passatexpress auf Flautenpoker und Winddreher-Topfschlagen um. Nicht vierkant in den Hochdruck-Riegel zu fahren war schnell entschlossen. „trade distance for wind“ die Worte der gespannten STI-Organisatoren vor dem Ablegen kommen wieder ins kollektive Gedächtnis. Hier geht es jedoch schon gut los, die Fronten und Isobaren wabern fröhlich zwischen uns und der angepeilten Insel umher.
Jede Gelegenheit wird genutzt, um dem Satelliten neue GRIP-Daten zu entlocken und im Richtungs-Atelier unter Deck herrscht Dauerbetrieb, alle Register der bunten Kurs- und Segelwundertüte werden gezogen.
Rassmus scheint das zu gefallen. Aus seinem Wetter-Potpurri lässt er vorgestern mächtige Schauer auf den Peter nieder gehen. Endlich Süßwasser, das nicht nach alten Socken riecht! In Null Komma Nix steht die ganze Crew mehr oder weniger leicht bekleidet an Deck unter der Großsegeldusche und feierte das kühle Nass von oben. Shampooflaschen kreisen und bald schwappen grau-trübe Wellen durch die Prolowanne. Mit Deck und Haut frisch entsalzt, umkreist von Sturmvögeln und portugiesischen Galeeren nehmen wir das letzte Stück in Angriff.
Für die Crew des Pvd,

Tillman

Peter wieder online

Liebe An-Land-Gebliebene,

wir haben euch nicht vergessen, sondern hatten ein paar technische Schwierigkeiten mit unserer Elektronik. Diese ließen sich zum einen nach ein paar Tagen mit erfinderischer Überbrückung minimieren, zum Teil half aber auch einfach das altbewehrte Aus- und wieder Anschalten am nächsten Tag. Aber auf unseren Kompass und den Sturm-Spi ist Verlass!
Ansonsten segeln wir so vor uns hin, mal unter Nivea-, mal unter Sturm-Spi. Manchmal mit mehr, manchmal mit weniger Wind, aber sehr selten unter 7 kn. Angelglück hatten wir noch keins, dafür aber schon Beschuss der Rudergänger durch fliegende Fische und ein besonders zielsicheres Exemplar nachts in Tillmans Koje.
Gestern haben wir ein kleines Bergfest gefeiert, da wir 40° W überquert haben, was auf halber Länge zwischen Las Palmas und Bermuda liegt. Dies sollte stilecht mit Cola und Chips zelebriert werden, doch wie das nun mal so ist auf einem Schiff, kann dies leicht dazu führen, dass erst mal ein Großteil der Segel umgestaut werden muss. Beim Verstauen des Proviants in Portugal ist nämlich selbst der Peter ein bisschen an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen, so dass wir uns entschieden haben, die sehr leichten, aber doch voluminösen Chips in einem Müllsack in der Mädchenkammer-Bilge zu fahren. Nun fahren wir aber ja gerade Regatta und haben unsere Genuas lang durchs Schiff gelegt und Fock und Klüver in den Salon, damit das Vorschiff schön leicht ist. So ist man eine Viertelstunde am Rödeln bis man die kleinen Segel von den Genuas und dann die Genuas von besagtem Bodenbrett gezerrt hat, aber am Ende hält man eine Tüte Chips in den Händen.
Jetzt gerade werden wieder Segel durch die Gegend getragen und das hat tatsächlich auch etwas mit Segeln zu tun, auch wenn der primäre Grund ist, dass den Wachführern langweilig ist. Wir fahren jetzt „Triple-Head“ mit Sturm-Spi, Klüver II und Fock. Schneller sind wir wohl nicht geworden, aber hübsch sieht es aus, Spaß hat’s gemacht und wir haben 14 von 16 Winschen belegt.

Atlantische Grüße von Christina und der Peter-Crew

How to Perform

Seit Tagen rollt der Peter in einer richtigen Rauschefahrt über das tiefe Blau des Atlantiks. Es geht auf und nieder, hin und her, sodass sich manch Einer des Schlafes beraubt und Andere der Frühstücksruhe bestohlen fühlen. Aber ein Gedanke steht den Nachtwachenden auf die Stirn geschrieben: Performance. Waghalsige Schräglagen, Wachantritt 2 Minuten zu früh, gefährliche Fingerbewegungen am Steuerrad unter dem Sonnensegel und ein seichtes Schnarchen aus dem Mittelcockpit tragen zu einer allgemeinen performanten Stimmung zu jeder Zeit bei. Damit wir auch bei Kräften bleiben, werden außergewöhnliche Speisen zur abendlichen Stunde serviert. So kommt es schon mal vor, dass inmitten des weiten Atlantiks etwas Bergluft angespült wird und es ein paar deftige Alpenmakkaroni einen Platz auf die Speisekarte ergattern.

Da uns tagtäglich eine stetige Hitze begleitet, konnte es auch nicht lange dauern, ehe sich der Kühlschrank in eine gigantische, Grauwassertank- verdrängende Stinkbombe verwandelt. Dank unserer ständigen Hyper- Performance wurde dieser kurzerhand zum Ziel der Vormittagswache und nun wird stark gehofft, dass sich kein Delphin über den Käse hermacht.Und um unser starkes Gefühl nach Sauberkeit noch zu untermalen, kam es nach einigen skeptischen Versuchungen zu ausgedehnten Duschpartys im Mittelcockpit. Sauber geht’s weiter in den schwitzenden Wahnsinn.

Schlummernde Perfomancegrüße von Lisa für die PvD- Crew.

Die kleinen Fragen

Endlich ist es soweit. Der große Schlag über den Atlantik hat begonnen. Nach dem leicht verlängerten Aufenhalt auf Gran Canaria war allen die Freude, endlich wieder segeln zu können, deutlich anzumerken. Langsam findet man sich in den Bordalltag ein, der von den kleinen Fragen immer wieder aufs neue dominiert wird. Wann gibt es Essen? Was gibt es zu Essen? Wie lange noch bis zum Wachwechsel? Wie heiß kann es noch werden? Wie rot kann ich noch werden? Gibt es Eis? Bekommen wir irgendwie die Getränke kalt? Sind wir bald da?
Aber bei alle dem vergessen wir nicht: Es geht gut voran.
Auch wenn das Wettersystem leider keinen konstanten Passat für uns bereit hält, so sind die Bedingungen doch so, dass wir mit einem guten Speed durch den Atlantikswell fahren.
Bei den meisten Wachen ist die Ansage ein grober Kurs und „Den Kahn laufen lassen“. Und wenn der Skipper sagt, wir sollen ihn laufen lassen, dann machen wir das auch.
Als einzigen Wehmutstropfen muss man wohl den veränderten Start der Etappe verbuchen. Durch die sehr unterschiedlichen Startzeiten kommt diesmal leider noch kein richtiger Konkurenzkampf um den Titel als erstes Schiff in Bermuda auf. Aber wir hoffen im Laufe der Wochen diese Situation noch zu ändern.
Also weiter mit guter Laune und bald guter Bräune voran. Die nächste Mahlzeit kommt hoffentlich auch bald. Und auf Bermuda wartet ein Eis:-)
Florian Maxeiner

First ship home, first ship an der Waschmaschine

Seit Freitag hatten wir Flaute. Und die war hartnäckig. Am Freitagmorgen dachten wir noch, wir würden in der Nacht ankommen und Anna hat uns schon Pfannkuchen zum Frühstück im Hafen versprochen. Doch dann war der Wind am Nachmittag aus und wir haben im Schnitt 2kn gemacht. Von leichtem Spinnacker über ausgebaumte G1 bis hin zur Fock haben wir alles probiert und uns manchmal eingebildet, dass wir 0,2kn schneller waren. Am Ende haben wir unsere ganze Hoffnung in Leetrimm gesetzt, alle Segel an Deck geschafft und die gesamte Wache über in der prallen Sonne in Lee gesessen. Doch langsam aber sicher näherte sich Las Palmas und das Überqueren der Ziellinie wurde sehr enthusiastisch gefeiert. Damit waren wir das erste Schiff im Hafen und das einzige, das überhaupt die Ziellinie überquert hat. Die anderen Schiffe hatten komplett eingeparkt und sind zum Teil immer noch unterwegs, jetzt aber unter Motor. Das hat uns den entscheidenden Vorsprung an der Waschmaschine gebracht. Weil der Start auch noch weiter nach hinten verschoben wurde, erkunden wir gerade Las Palmas, essen Eis am Strand und haben gestern Abend ausgelassen mit mehreren Crews auf der Wylde Swan einen Barbecue- Abend genossen.

Christina für PvD

Unendliche Weiten

Wasser. Überall Wasser. Blau, grau, weiß, aquamarin, türkis, schwarz. Und ja, auch rot.

Getränkt von dem Blut des schlafenden Wales, der platzte, als Tillman ihn anfuhr.

Tod. Überall Tod. Wale, Schildkröten, Vögel, Fischerbojen, Holz.
Und ja, auch der Wind.

Aber es gibt einen Lichtblick am Horizont. Im Morgendunst taucht die Insel Alegranza auf.

Ist die Endlichkeit erreicht?!

 

Michael für PvD

Schildkröten: im klassischen Sinne süß

„Endlich wieder auf dem Wasser“, war vor ca. 48 Stunden die einhellige Meinung. Dieses Landleben kann auch ziemlich anstrengend sein: Am Samstag haben wir für die nächsten 50 Tage bis Boston proviantiert. Nach 5 Stunden und zwei Kassenabstürze später haben wir Lidl mit 15 Einkaufswagen Proviant und 1000l Wassser in Flaschen wieder verlassen. Verstaut war abends dann auch alles, der Peter ist wirklich ein Raumwunder. Wie für ein typisches Tall Ships Event üblich, fanden abends dann noch die Crewparade und Crewparty in Sines statt. Und eine Party wäre keine richtige Party, wenn nicht wenigstens ein paar ASVer noch schwimmen gehen würden. Am Sonntag mussten wir noch am Boot rumwerkeln, haben die Bierbilge bis oben hin vollgemacht und uns das Feuerwerk vor toller Großsegler Kulisse angeschaut.
Nach der Seglerparade, bei der auch die großen Traddis Vollzeug gesetzt hatten, war dann endlich der Start. Wie schon auf der vorherigen Etappe sind wir mit Klüver und Fock gestartet und konnten nach und nach an den Großen vorbeiziehen. Nach dem Sonnenaufgang war es wieder Zeit für den Spi und das typische Bordleben: Gemüse schnippeln, Haare flechten, Sonne tanken. Selten sind Crew und Deck so nass geworden wie beim Gruß an Rasmus zum Sonnenuntergang. Zur Hundewache konnten wir dann schließlich mit den Worten „die Wassertemperatur liegt über 20°C“ wecken.
Nachts sind alle Katzen grau und ähnlich verhält es sich mit Schoten, Fallen, Winschkurbeln und Bändseln. Die nächtliche Runde „ich sehe was, das du nicht siehst“ führte folglich zu massenhaft Fachsimpeleien über eingeflochtene Goldstränchen und gelbe Aufkleber.
Die Flaute haben wir großzügig der anderen Wache überlassen und segeln nun hoch am Wind mit G1 und Groß durch den unglaublich blauen Atlantik. Delfine können hier an Bord keinen mehr schocken, doch Kais Sichtung einer Meeresschildkröte sorgte für Aufregung an und unter Deck. Die sonnenbeschienenen Gemüter wurden zu Diskussionen über die Aufnahmen der Schildkröte als Therapietier in die Prolowanne angeregt. Trotz einer gut konzipierten pro und contra Liste, die dem Schiffer vorgelegt wurde, konnte noch keine endgültige Entscheidung getroffen werden.

Tillman und Christina für die Steuerbordwache

Docue vita am Rande des Kontinents

Nach der ersten Regattaetappe gingen uns nach wenigen Tagen in Sines die Attraktionen aus.

Für die nötige Portion Abwechslung standen wir Donnerstagmorgen pünktlich eine halbe Stunde später als erwartet bei der Autovermietung auf der Matte.

Kurz darauf waren zwei Performance Cruiser vom Typ C3 und Punto unter ASV Stander auf dem Weg Richtung Hauptstadt. Malerische Landstraßen führten uns vorbei an verträumten Dörfern und schönen Ausblicken in die portugiesische Landschaft. Nachdem wir Sines von London aus relativ problemlos gefunden haben, stellte uns das Finden der Hauptstadt vor navigatorische Schwierigkeiten. Im Stil Vasco da Gamas vollbrachten wir die Meisterleistung und hatten bald das heilige Hinterteil des Beton-Heilands auf 12 Uhr. Zu Füßen Jesu offenbahrte sich uns ein traumhafter Blick auf die Stadt, welche wir im Verlauf des vor uns liegenden Tages zu erkunden gedachten.

Durch den erstaunlich entspannten Stadtverkehr führte uns unser Weg schnell ans Barrio Alto. Das „hohe Viertel“ empfing uns mit südeuropäischer Gemütlichkeit, gepaart mit Bar- und Cafékultur.

Ein Eiskaffee und eine Hand voll der typischen Pastels de Nata war schnell aufgetrieben. So gestärkt wanderten wir bis zum frühen Abend kreuz und quer durch die hügelige Stadt und genossen die lebhafte Atmosphäre. Auch zwischendurch machten wir mehrfach Station in Cafés und kleinen Restaurants. Man könnte sagen, wir haben uns durch Lissabon gefuttert. Zum Abschluss gehörte auch lange nach Sonnenuntergang ein Sundowner in den verwinkelten Gassen des Barrio Alto.

Am nächsten Tag folgten wir zum Mittag der Empfehlung Heiners in den Industriefischereihafen auf der anderen Seite der Bucht. In der eher ungemütlichen Atmosphäre zwischen Fanggerät und Fischkisten fanden wir das von Locals prall gefüllte Lokal. Gleich am Eingang stand eine mit frischem Fisch überladene Theke, aus der man sich seine Bestellung zusammenstellen konnte. Ein Tablett, bestückt mit Wolfsbarsch, Dorade, diversen Kopffüßlern und mehreren weiteren namenlosen Fischen, wanderte direkt auf den großen Holzkohlegrill. Dazu gab es kleine Platten mit Beilagen. Der Tisch war so in kürzester Zeit komplett mit den großen Fischtellern bedeckt und wir machten uns mit Heißhunger an die Zerlegung der Fische.

Der Koch hatte ganze Arbeit geleistet und so holten wir, durch lokalen Weißwein gestärkt, Wolfgangs Körpergewicht in Fisch von den dicken Gräten.

Nach einem fantastischen Finale aus Schwertfisch sowie Mousse au Chocolat und Karamellpampe stießen wir noch einmal mit dem Kellner an und machten uns auf der Rückweg zur Marina.

Am Abend folgten wir der Einladung der Crew auf die Rona II und begossen die schönen Erfahrungen des Tages.

Tillman und Flo

 

Links sehen Sie die iberische Halbinsel

Spanien wollte uns nicht so leicht gehen lassen. Den kompletten Samstag saßen wir in der  Flaute fest. Zwischen 8 und 18 Uhr brachten wir es gerade mal auf knappe 18 Meilen zurück gelegte Strecke. Wobei dies auch eher den von achtern kommenden Wellen als dem Wind zu zuschreiben war. Die Zeit vertrieben wir uns mit Kartenspielen und poetischen Versuchen (siehe letzter Blog Eintrag). Am Samstag Abend kam der Wind dann zumindestens so weit zurück, dass wir einen Spi setzten konnten: die „Black Pearl“ musste ran.

Auch die lokale Flora und Fauna wusste uns zu begeistern. Das Meeresleuchten, welches uns schon in der Biskaya jede Nacht erheiterte, machte auch auf den letzten Metern nicht schlapp. Gekrönt wurde das Ganze mit Delfinen, die eine leuchtende Spur im Wasser hinterließen. Der Nebel/Dunst, der zusätzlich Nachts aufzog, machte selbst die Hundewache zu einem spannenden Erlebnis.

Der Wind nahm in den nächsten Tagen immer mal wieder zu oder ab, aber die Richtung änderte sich nicht entscheidend. Und so segelten wir die verbliebene Strecke bis Sines fast komplett unter Spi. Nur Sonntag Mittag musste er  in der Mittagsflaute kurz der Genua weichen. Am Montagabend nahm der Wind dann so weit zu, dass es Zeit war den Sturm-Spi zu setzen. Es ging also nochmal flott Richtung Ziellinie. So machten wir Montagnacht nach 1116 Meilen in Sines fest.

Es war alles in allem eine super Tour, auch wenn wir gerne vor der Rona II die Ziellinie überquert hätten. Die Freude, die Tour bei guten Bedingungen und ohne Schäden absolviert zu haben, überwog aber.

Mareike und Flo