Irrungen, Wirrungen, oder : Bermuda nach Boston

Ich denke wir alle haben die Zeit auf der rosanen Insel sehr genossen, doch nun sollte es wieder los gehen. Los zum letzten Schritt der Atlantiküberquerung.

Die Organisation hatte angesichts der vorherrschenden Wetterlage den Start des Regattalegs etwas nach hinten verschoben, und so verbrachten wir zwei weitere Nächte in St. George vor Anker. Am Donnerstag war es dann endlich so weit . Um vier Uhr morgens hieß es Anker auf und ab auf den Atlantik. Nur wenige Minuten vor uns sahen wir noch die Lichter von Vahine und Spaniel durch die enge Durchfahrt verschwinden.

Der Uni-Spi zog uns fix von der Insel weg gen Norden. Der erste Tiefausläufer war zu dem Zeitpunkt schon über die Insel hinweg gefegt und so kam auch die G1 noch auf ihre Kosten.

Bald durften wir jedoch den zweiten angekündigten Ausläufer zu spüren bekommen. Die inzwischen gesetzten Klüver und Fock waren wohl immer noch zu viel und so stand für eine halbe Nacht nur noch die Fock ohne Groß am Mast und dabei noch gut 8 Knoten auf der Logge.

Dabei verließen wir zusätzlich den Golfstrom, und die Wassertemperatur viel innerhalb weniger Stunden von angenehmer Badewannentemperatur auf etwa 12 Grad. Fix in Badehose aufs Vorschiff war ab sofort nicht mehr angesagt. Dicke Handschuhe, Mützen und warme Unterwäsche unter dem Ölzeug waren nicht mehr weg zu denken.

Neben klammen Fingern brachte das kalte Wasser aber auch Leben im Wasser mit sich. Der beeindruckendste Abend fand direkt vor dem ersten Wegpunkt statt. Direkt auf unserem Kurs hatte sich eine Gruppe Buckelwale der Dezimierung der lokalen Krillpopulation angenommen und lieferte dabei im goldenen Abendlicht eine denkwürdige Show. Erstaunte Rufe aus dem Mittelcockpit trieben manchen Freiwächler im Schlafanzug aufs nasse Deck um dem Spektakel beizuwohnen. Zu allem Überfluss kreuzte auch die dreimastige Oosterschelde schwer in der See stampfend unseren Kurs.

Am nächsten Tag kam Land in Sicht und vor allem konnte man es riechen und fühlen, da der Wind schlagartig warm wurde und nach Wald roch. Für uns und die anderen 3 Yachten sollte es recht spontan noch ein paar Tage nach Salem gehen, da mehrere Tage ankern auf 30 m Tiefe für uns kein Vergnügen gewesen wäre und es nach dem Atlantik doch ein paar Sachen zu klarieren gab.

Für Etappe 4

Christina und Tillman

 

Immer noch Bermuda

Wie schon im letzten Bericht erwähnt, musste am 1.6 die ganze Flotte nochmal den Hafen Wechseln. Das ganzen schön organisiert und also große Segelparade die ganze Nordküste der Insel entlang. Da wir uns im Päckchen in ST. Georges mit unseren Nachbarn verbrüdert haben, wurde zwischen Peter, Vahine und Spaniel munter Crew hin und her getauscht. Dank des America´s Cup ging es dann auch schon morgens um 7 los. Später wird nämlich der gesamte Great Sound gesperrt und wir wären nicht mehr bis Hamilton reingekommen.
In Hamilton lagen die wirklichen Tall Ships direkt an der Stadtpromenade, wir kleinen Schiffe wurden in den Royal Hamilton Amateur Dinghy Club ausquartiert. Obwohl die ganzen offiziellen Sachen zwar drüben bei den Tradis stattfanden, war bei uns im Dinghi Club wohl deutlich mehr los. So ziemlich jeden Abend hatten wir Party auf dem Steg, die auch das ein oder andere Mal in einer gegenseitigen Badung im Hafenbecken endete.
Als nächstes stand unser Bake-off an, das wir, wie ihr vielleicht schon auf Facebook mitbekommen habt, mit unserer improvisierten Atlantik-Schwarzwälder-Kirschtorte gewonnen haben. Dafür gab es sogar eine Flasche Rotwein als Preis. Am Abend des gleichen Abends gab es Crewdinner, sprich eine sehr nette Gartenparty direkt am Wasser mit sehr gutem Buffet. Und im Anschluss eine Reggea Konzert in der Stadt, dass unserer Crew jedoch nicht ganz so zugesagt hat.
Am Samstag hatten wir Sportsday. Also haben sie uns alle auf eine kleine Insel im Great Sound geshippert, einen DJ dazu gepackt und uns den ganzen Tag Volleyball, Dodgeball und viele andere lustige Sachen spielen lassen. Mittags wurden wir bestens mit Burgern versorgt und pünktlich zur Crewparade zurück in die Stadt gebracht. Die Crewparade war äußerst unterhaltsam und beim anschließenden Price Giving wurden uns traditionelle bermudianische Tänze präsentiert. Außerdem haben wir den Line Honors Preis, für die meisten gesegelten Meilen in der kürzesten Zeit, abgeräumt.
Sonntag mussten wir wieder früh aufstehen, um neun Uhr ging die Fähre Richtung Hamilton. Dort wurden wir an Bord der Wylde Swan erwartet, mit der wir rüber zum America´s Cup Village segelten. Wir können jetzt also auch sagen, dass wir auf dem Schiff gesegelt sind und nicht nur dort geschlafen haben 😀 Im AC-Village angekommen, konnten wir noch die Schiffe von Artemis Racing, Emirates Team New Zealand, Land Rover BAR und SoftBank Team Japan bewundern. Nachdem diese Ausgelaufen waren, war jedoch schnell klar, dass an dem Tag keine Rennen stattfinden werden. Also mit dem Bus zurück zum Dinghy Club, denn wir mussten uns ja fertig machen zum Auslaufen…

Wer aufmerksam war, hat jedoch bemerkt: Wir sind immer noch auf Bermuda! Zwar ist heute Morgen das ganze Feld, wie geplant, in einer zweiten großen Segelparade aus Hamilton ausgelaufen, aber auch gleich wieder in St. Georges eingelaufen. Unser Start wurde verlegt und wir haben ähnlich wie in Las Palmas ein Startfenster bekommen. Zwischen Mittwoch und Freitag müssen alle gestartet sein. Unser nächstes Ziel ist dann Salem, da wir vor dem 16.06 nicht nach Boston reinkommen.

Queenbororough & Chips

Nach „jode verdamme“ Tage in Amsterdam konnten wir bei wieder unverhofft schönem Wetter – sowie anfangs auch segelhaftem Wind – in Richtung raus aus der EU steuern. Nachdem wir es erfolgreich raus aus dem Nordseekanal geschafft hatten, passierte uns ein Regattafeld in einiger Entfernung an Backbord. Dieses machte mit den führenden Zweimastern schon ordentlich Lust auf die TSR und ließ die Frage offen, ob nicht die erste Etappe schon begonnen hatte.

Bei Sonne, Segelwechseln und Dieselfock wurden diverse Plattformen und einiges an Verkehr umschifft. Nach teils eisigen Nachtwachen konnten zum Sonnenaufgang Seegras und Ballons bestaunt werden. Glücklicherweise konnte der Motor dann auch wieder zum Schweigen gebracht werden.

Nachdem im Sorter eine letzte verbleibende Packung weiß-schokoladiger Cookies erspäht worden sind, die von einer durchgefrorenen Fee aus dem Ölzeugschapp als letzte erreichbare Kalorienzufuhr gesehen wurden, kam es fast zu abgebissenen Fingern.

Im Laufe des Samstags war unter G1 mit mal mehr, mal weniger Wind kaum eine einzige Wolke zu erspähen. So wurde über fehlende kurze Hosen und den optimalen Sonnenschutz diskutiert. Mit dem letzten Segeltag der To-Greenwich-Etappe kann gesagt werden, dass im April auf der Nordsee segeln deutlich sonniger und entspannter sein kann als zu erwarten gewesen wäre.

Das erste Erreichen von englischem Boden wurde bei sommerlichen Temperaturen auf Vorwindkurs und teils trockengefallenem „Hafen“ an einem wunderbaren Betonponton erreicht. Nachdem bei gemeinsamen Gin Tonic der Sonnenuntergang zelebriert wurde, erkundete ein kleiner Teil der Crew den Ort Queenborough und konnte unter anderem von einer repräsentativen Fish-&-Chips Tante einen herzlichen Eindruck von Englands Hochkultur gewinnen.

Glenn von Bord des Peters

Ein etwas anderer Segeltag auf der Nordsee

Wir verlassen Helgoland in der Morgendämmerung, G1 und Groß werden gesetzt.

Kurze Zeit später geht die Sonne in pink-orange auf und Helgoland ist schon achteraus. Im Durchschnitt machen wir so 6 Knoten und schon werden wieder neue Pläne geschmiedet, wo wir denn als nächstes hin könnten. Es ist zwar noch ein bisschen frisch und wir freuen uns auf die warme Koje, aber bei der aufziehenden Wache sieht man schon wieder mehr Sonnenbrillen als Mützen.

Zum Mittag werden wir vom Geruch des frisch gebackenen Brotes geweckt und auch die Sonne scheint immer noch. Nach kurzer Zeit an Deck schälen wir uns dann wieder aus Ölzeug, Midlayer und Stiefeln; Jeans und eine dicke Fleecejacke tun es auch. Das ist leider auch dem etwas flauen Wind zu zuschreiben, aber wir wollen uns ja nicht beschweren.

Nico verstellt dann solange die Holepunkte bis wir wieder einen halben Knoten mehr Fahrt haben. Karo stellt fest, dass ein Lautsprecher direkt an der Steuersäule nicht zu empfehlen ist und zu Abweichungen von bis 30° führt. Michi macht es sich in der Achterpiek gemütlich und redet der Heizung gut zu, aber immerhin hat sie einen Tag funktioniert. Flo outet sich als „reiner Niedergangssmut“. Henning, unserer Binnensegler aus Halle, muss sich erst mal an das Peter-Steuern gewöhnen und ich rücke dem Deck mit etwas Verdünner zu Leibe.

Um den Tag dann noch das i-Tüpfelchen aufzusetzen, frischt der Wind am frühen Abend wieder auf und wir setzen noch spontan den Spi. So endet der Tag auf der Nordsee wieder mit einem orangenen Himmel und wir fragen uns so langsam ernsthaft, warum ihr nicht mit uns im April über die Nordsee segeln wolltet.

Christina für die Backbord-Wache

STA-Regatta Lissabon-Bermudas-New York 1964

Uns erreichte eine sehr nette Mail von Alard Stolte. Er war damals bei der Teilnahme an der STA-Regatta Lissabon-Bermudas-New York 1964 einer der Organisatoren. Dem ASV, dem alten PvD und der Crew wurde übrigens damals für die Rückreise von New York nach Kiel der zweite Schlimbach-Preis verliehen.
Außerdem hat Alard eines der Banner gemalt, die Christina in ihrem letzten Bericht von Bord erwähnte und die dem Peter und seiner Crew im NOK einen letzten Gruß mit auf die Reise gaben.
Die Fotos vom Banner hat er an uns und mit nachfolgendem Brief auch an seine Kammeraden von der STA-Regatta 1964 geschickt.

Ihr lieben alten ASVer!

Am 31.3.2017 lag der PvD bereits seeklar am Steg vor dem ASV-Bootshaus. Gestern fand die offizielle Verabschiedung statt. Und nach einer notwendigen Übernachtung kurz hinter der Holtenauer Schleuse ist die erste der 9 Crews heute unter Motor (!) und bei Tageslicht nach Brunsbüttel aufgebrochen, um dort noch das ablaufende Wasser zur Nordsee zu erhaschen.

Als ich letzte Woche vorausschauend die modernisierte (!) Kombüse inspizierte, da erinnerte mich an 1964, als wir mit dem alten PvD im Schlepp eines Kümos Rendsburg passierten und uns die Familie von Otto Beckmann ermunternd mit weißen Bettlaken zuwinkte. Da gab es mir einen Ruck und ohne nachzudenken, holte ich mir die „geklaute“ Flagg aus meinem ASV-Archiv, die 1964 (!) vor dem Bootshaus lustig geflattert hatte. Nun bedurfte es nur noch einer Bastelei und zusätzlichen Beschriftung.

Mein Sohn und meine beiden Enkelkinder wollten den Papa und Opa Alard bei dieser Aktion begleiten. Wir hatten ausgekundschaftet, wann uns der PvD kurz hinter der Rader Hochbrücke Richtung Rendsburg passieren musste. Als uns die Crew am Kanalufer mit dem Bettlaken entdeckte, kamen alle an Oberdeck und wir hörten ein dreifaches „Hipp hipp hurra“.

Seid nicht traurig – ich „vertrete“ Euch ein wenig auf der 7. Etappe und grüße Euch und Eure Frauen heute herzlich… bis zu einem weiteren Morsezeichen.

Gruß Alard

Sonnige Grüße aus Helgoland

Wir segeln endlich! Nach einer tollen Verabschiedung in Kiel durch ASVer, Freunde und Familie, ging es am Sonntag durch den NOK. Neben der obligatorischen Sicherheitseinweisung inklusive Anbauen der Notpinne wurden wir auch noch zweimal von Land aus mit bemalten Bannern verabschiedet.

Doch endlich auf der Nordsee wurden sofort die Segel gesetzt und trotz 3 kn Strom von vorne waren wir noch im Hellen in Cuxhaven. Gefroren haben wir dabei die ganze Zeit nicht, im Gegenteil: es waren mehr Sonnenbrille
n als Mützen an Deck zu sehen und auch die Sonnencreme war schon in Aktion. Heute Morgen ging es dann früh um 7 Uhr weiter in Richtung Helgoland, so hatten wir den Strom zum Glück von hinten. Das Segeln kam mal wieder nicht zu kurz: erst die G3, dann ein Segel-in-Segel-Wechsel auf die G1 und danach dann leider die Dieselfock, dafür konnte dann aber auch wieder ein dicker Pulli ausgezogen werden. Jetzt genießen wir den Nachmittag auf Helgoland und starten morgen früh vor dem Sonnenaufgang in Richtung Westen.

Wir genießen also weiterhin das Segeln und die Sonne und hoffen, dass sich die Nordsee auch weiterhin von ihrer besten Seite zeigt.

Christina für die PvD-Crew

Leinen Los!

Am Samstag, den 1. April, war es endlich so weit, es hieß „Leinen los!“ für den Peter von Danzig.
Bei Sonnenschein versammelten sich ab 12.00 Uhr zahlreiche ASVer und Gäste bei uns im Hof und wurden mit Sektempfangen. Wolfgang, sichtlich nervös und aufgeregt wegen der Reise, begrüßte für das Orga-Team alle Anwesenden und dankte allen Helfern und Sponsoren. Ihm folgten Bürgermeister Todeskino sowie unser Vorsitzender Heiner von Maydel auf das Rednerpult, die uns viele gute Wünsche mit auf die Reise schickten.
Danach wuselten alle wieder wild durcheinander, machten sich über die von famila gespendeten Häppchen her, begutachteten ein letztes Mal den Peter und die Segler der ersten Etappe verabschiedeten sich von ihren Familien.
Nach einem letzten Crewfoto an Deck war es dann so weit, der Peter legte, unter Beobachtung der auf der Kiellinie versammelten Zuschauer ab. Norbert Jäger begleitete das Ablegemanöver mit seiner Trompete und nach dem Segelsetzen kam der Peter zu einem letzten Gruß am Steg vorbeigesegelt.
Mittlerweile ist der Peter schon auf der Nordsee und segelt seinem ersten Etappenziel London entgegen. Wir erwarten ihn in fünfeinhalb Monaten, hoffentlich bei genauso tollem Wetter und mit einer ebenso schönen Feier wieder zurück in Kiel. Dann mit 9000 Seemailen mehr auf dem Buckel und ganz vielen tollen Erinnerungen an die Reise und unser großes Ziel Kanada.