Docue vita am Rande des Kontinents

Nach der ersten Regattaetappe gingen uns nach wenigen Tagen in Sines die Attraktionen aus.

Für die nötige Portion Abwechslung standen wir Donnerstagmorgen pünktlich eine halbe Stunde später als erwartet bei der Autovermietung auf der Matte.

Kurz darauf waren zwei Performance Cruiser vom Typ C3 und Punto unter ASV Stander auf dem Weg Richtung Hauptstadt. Malerische Landstraßen führten uns vorbei an verträumten Dörfern und schönen Ausblicken in die portugiesische Landschaft. Nachdem wir Sines von London aus relativ problemlos gefunden haben, stellte uns das Finden der Hauptstadt vor navigatorische Schwierigkeiten. Im Stil Vasco da Gamas vollbrachten wir die Meisterleistung und hatten bald das heilige Hinterteil des Beton-Heilands auf 12 Uhr. Zu Füßen Jesu offenbahrte sich uns ein traumhafter Blick auf die Stadt, welche wir im Verlauf des vor uns liegenden Tages zu erkunden gedachten.

Durch den erstaunlich entspannten Stadtverkehr führte uns unser Weg schnell ans Barrio Alto. Das „hohe Viertel“ empfing uns mit südeuropäischer Gemütlichkeit, gepaart mit Bar- und Cafékultur.

Ein Eiskaffee und eine Hand voll der typischen Pastels de Nata war schnell aufgetrieben. So gestärkt wanderten wir bis zum frühen Abend kreuz und quer durch die hügelige Stadt und genossen die lebhafte Atmosphäre. Auch zwischendurch machten wir mehrfach Station in Cafés und kleinen Restaurants. Man könnte sagen, wir haben uns durch Lissabon gefuttert. Zum Abschluss gehörte auch lange nach Sonnenuntergang ein Sundowner in den verwinkelten Gassen des Barrio Alto.

Am nächsten Tag folgten wir zum Mittag der Empfehlung Heiners in den Industriefischereihafen auf der anderen Seite der Bucht. In der eher ungemütlichen Atmosphäre zwischen Fanggerät und Fischkisten fanden wir das von Locals prall gefüllte Lokal. Gleich am Eingang stand eine mit frischem Fisch überladene Theke, aus der man sich seine Bestellung zusammenstellen konnte. Ein Tablett, bestückt mit Wolfsbarsch, Dorade, diversen Kopffüßlern und mehreren weiteren namenlosen Fischen, wanderte direkt auf den großen Holzkohlegrill. Dazu gab es kleine Platten mit Beilagen. Der Tisch war so in kürzester Zeit komplett mit den großen Fischtellern bedeckt und wir machten uns mit Heißhunger an die Zerlegung der Fische.

Der Koch hatte ganze Arbeit geleistet und so holten wir, durch lokalen Weißwein gestärkt, Wolfgangs Körpergewicht in Fisch von den dicken Gräten.

Nach einem fantastischen Finale aus Schwertfisch sowie Mousse au Chocolat und Karamellpampe stießen wir noch einmal mit dem Kellner an und machten uns auf der Rückweg zur Marina.

Am Abend folgten wir der Einladung der Crew auf die Rona II und begossen die schönen Erfahrungen des Tages.

Tillman und Flo

 

Links sehen Sie die iberische Halbinsel

Spanien wollte uns nicht so leicht gehen lassen. Den kompletten Samstag saßen wir in der  Flaute fest. Zwischen 8 und 18 Uhr brachten wir es gerade mal auf knappe 18 Meilen zurück gelegte Strecke. Wobei dies auch eher den von achtern kommenden Wellen als dem Wind zu zuschreiben war. Die Zeit vertrieben wir uns mit Kartenspielen und poetischen Versuchen (siehe letzter Blog Eintrag). Am Samstag Abend kam der Wind dann zumindestens so weit zurück, dass wir einen Spi setzten konnten: die „Black Pearl“ musste ran.

Auch die lokale Flora und Fauna wusste uns zu begeistern. Das Meeresleuchten, welches uns schon in der Biskaya jede Nacht erheiterte, machte auch auf den letzten Metern nicht schlapp. Gekrönt wurde das Ganze mit Delfinen, die eine leuchtende Spur im Wasser hinterließen. Der Nebel/Dunst, der zusätzlich Nachts aufzog, machte selbst die Hundewache zu einem spannenden Erlebnis.

Der Wind nahm in den nächsten Tagen immer mal wieder zu oder ab, aber die Richtung änderte sich nicht entscheidend. Und so segelten wir die verbliebene Strecke bis Sines fast komplett unter Spi. Nur Sonntag Mittag musste er  in der Mittagsflaute kurz der Genua weichen. Am Montagabend nahm der Wind dann so weit zu, dass es Zeit war den Sturm-Spi zu setzen. Es ging also nochmal flott Richtung Ziellinie. So machten wir Montagnacht nach 1116 Meilen in Sines fest.

Es war alles in allem eine super Tour, auch wenn wir gerne vor der Rona II die Ziellinie überquert hätten. Die Freude, die Tour bei guten Bedingungen und ohne Schäden absolviert zu haben, überwog aber.

Mareike und Flo

Flott durch die Biskaya und dann rechts einparken

Nachdem der Englische Kanal unsere Wache mit idealen Spibedingungen verabschiedet hatte, merkte man schon aus der Koje, dass sich bei der Einfahrt in die Biskaya deutlich andere Bedingungen abzeichneten. Welle und Wind nahmen ordentlich zu, allerdings blieb uns der Sonnenschein glücklicherweise erhalten. Alles unter Deck wurde zwar etwas schwieriger zu bewältigen, aber der Peter begann ordentlich Fahrt aufzunehmen. Schnell wurden unsere Prognosen, wie viele Tage wir wohl bis zum Cap Finisterre brauchen würden, großzügig korrigiert. Die Wachen waren zwar anstrengend, aber das Boot mit 10 kn durch die Welle zu jagen und sich gegenseitig mit neuen Höchstgeschwindigkeiten und Wachstrecken zu überbieten, macht einfach unglaublich viel Laune. Da die Weitergabe der Positionen an und von unseren Konkurrenten nicht wirklich funktionierte, wurde viel gegrübelt, wo diese wohl aktuell sind und sogar Vorhersagen der Position im Traum wurden ernsthaft diskutiert. Natürlich konnte uns die Biskaya nicht einfach in den Atlantik übergehen lassen ohne uns zumindest einen kleinen Dämpfer mit auf den Weg zu geben. Als kleines Farewell stellte sie den Wind heute morgen einfach mal ab und ließ uns nach all den schnellen Meilen tief in der Flaute verharren. Die Flaute hatte nur den Vorteil, dass ein nicht unerheblicher Teil der Crew mal wieder Zeit zur Haar und Bartpflege hatte. Jetzt warten wir alle top gestilt auf die Sichtung des Leuchtturms am Cap und sind gespannt mit was für Bedingungen die Atlantikküste Spaniens und Portugals so aufwartet.

Florian


Es folgt ein Gedicht der Steuerbordwache:

Knüppelreime aus der Flaute – Ein poetischer Erguss über die Erlebnisse am Rande der Biskaya aus dem Achtercockpit des Peters

In dem Grauen von dem Morgen
blickst Du achteraus mit Sorgen.

Am Horizont, das glaubst Du nie
kommt die Rona unter Spi.

Heiner schmeißt die Navi-Pappen
„Hoch mit dem Nivea Lappen!“

Halbwindskurs, doch scheiß egal,
2. Platz wär das ne Qual.

Bald, trotz Karo-As am Steuer
ist uns das nicht mehr geheuer.

Kein Meter haben wir verschenkt
und Rona konsequent versenkt.

Der Horizont ist wieder leer,
die Konkurrenz sieht man nicht mehr.

Unter G3 kommen wir geflogen,
dass wir nicht kotzen wäre gelogen.

Flo lügt über den Rekord
16 Knoten ständen dort.

Auf der Logge in der Nacht
Mensch wie hat er das gemacht?

Eine Schneise pflügt der Macker
rein in den Biskaya Acker.

Ganze 41 Stunden
ziehen wir solche High-Speed Runden.

Unseren Seekranken Leichen
muss der Bordalltag weichen.

Delfine in der Abendsonne
sorgten trotzdem noch für Wonne.

Ein armer, schwacher Flattermann
setzte zum Landenanflug an.

Die Taube auf dem Heckkorb sitzt
während man ihr Nahrung schnitzt.

Christinas Brot dem Tier nicht schmeckt
drum ist es sicher bald verreckt.

Der gute Wind ist nicht von Dauer
ab Samstagmorgen wird es flauer.

Nach der finsteren Freitagnacht
war sie weg die Windes Macht.

In der Flaute reimen wir
das Ergebnis seht ihr hier.

„Die Führung reimt?“ fragst Du. Na sichi:
Das folgende hier stammt von Michi.

Cap Finisterre,
wat willste mehr?

Eure Steuerbordwache

P.S.: Die aktuellen Positionsdaten der anderen Schiffe haben wir immer noch nicht. Aber Heiner sagt ein Spiel hat immer 2 Halbzeiten und wir sind immer noch die Geilsten.

Die englische Riviera

Nur kurz nach dem Verlassen der Themse bekommt die Nachtwache etwas Nieselregen ab, bis zum Einlaufen in Torquay spendierte Rasmus jedoch in sehr großzügiger Weise reichlich Sonne. Der Wind hingegen fiel etwas wechselhaft aus, und so war zwischen Dieselfock, über „Spi-Exerzieren“ bis 2. Reff alles dabei. Die Sonne, weiße Kliffs und die erste Delfinsichtung sorgten für ein rundum-Glücklich Paket.

Bei der Ankunft in Torquay war rasch klar, warum dieser Küstenabschnitt gern und oft mit diversen Mittelmeerregionen verglichen wird. Die kleine Küstenstadt ist mit „ramontig“, „pittoresk“ oder einfach sehr schön zu beschreiben. Tatsächlich gehören Palmen und andere mediterrane Stilelemente zum Stadtbild. Der Blick über die Bucht fällt auf die „Santa Maria Manuela“ und „Wylde Swan“ vor Anker, auf rotfelsige Steilklippen und dunkelgrün bewachsene, mit weißen Häusern gesprenkelte Hänge.

Wir genießen die letzte Portion Fish and Chips, machen die letzten Touren zum Tesco und frequentieren die Hafenduschen bevor es nach Portugal geht.

Für die erste Regattaetappe sind gute Windbedingungen vorher gesagt und wir freuen uns wieder aufs Wasser zu kommen.

Schöne Grüße aus der Sonne von Bord des PvD,

Tillman

London calling

Wie bereitet man sich am besten auf sieben Tage London vor? Diese Frage haben wir uns schon in Kiel, aber nicht zuletzt auch in Helgoland gestellt. In scheinbar weiser Voraussicht wurde die Proviantierung an ausgiebige Feierlichkeiten und Londoner Preise angepasst. Wie es sich für brave Studenten gehört, wurde in den letzten Tagen dann allerdings auch die reichhaltige Londoner Museenlandschaft ausgekundschaftet. Ob Tate Modern, British Museum, Design Museum, Science Museum oder National Maritime Museum, alle lockten sie mit kostenlosem Eintritt und freiem W-LAN. So viel Bildung und Informationen über Dinos, die East India Company und modernste Kunst, verlangte nach ebenso viel Ausgleich. In der Brick Lane und auf dem Borough Market wurde Curry, Wildschweinhotdog und französische Pulled-Duck Brötchen einem Test unterzogen.

Um unsere Anlegestelle und bei unserem Besuch in Greenwich genossen wir den großen Bahnhof, den die STI hier im Rahmen der Tall-Ships Veranstaltung bereitet hat.

Nun werden die letzten Besorgungen an Land vorgenommen und sämtliches Geraffel peu-à-peu Seefest verstaut. Heute Nachmittag legen wir dann zur großen Segelparade ab. Von de Towerbridge aus folgen wir dann zwischen Christian Radich und der alten bekannten Rona II dem Fluss bis in den Kanal und machen uns auf den Weg nach Torquay.

In Torquay verbringen wir dann noch eine Nacht um ein letztes Mal zu duschen und den Schlafhaushalt etwas auf Vordermann zu bringen, bevor wir am Mittwoch die Startlinie zur ersten Regattaetappe Richtung Sines passieren.

 

Von Bord für die Crew des PvD,

 

Wolfi und Tillman

Queenbororough & Chips

Nach „jode verdamme“ Tage in Amsterdam konnten wir bei wieder unverhofft schönem Wetter – sowie anfangs auch segelhaftem Wind – in Richtung raus aus der EU steuern. Nachdem wir es erfolgreich raus aus dem Nordseekanal geschafft hatten, passierte uns ein Regattafeld in einiger Entfernung an Backbord. Dieses machte mit den führenden Zweimastern schon ordentlich Lust auf die TSR und ließ die Frage offen, ob nicht die erste Etappe schon begonnen hatte.

Bei Sonne, Segelwechseln und Dieselfock wurden diverse Plattformen und einiges an Verkehr umschifft. Nach teils eisigen Nachtwachen konnten zum Sonnenaufgang Seegras und Ballons bestaunt werden. Glücklicherweise konnte der Motor dann auch wieder zum Schweigen gebracht werden.

Nachdem im Sorter eine letzte verbleibende Packung weiß-schokoladiger Cookies erspäht worden sind, die von einer durchgefrorenen Fee aus dem Ölzeugschapp als letzte erreichbare Kalorienzufuhr gesehen wurden, kam es fast zu abgebissenen Fingern.

Im Laufe des Samstags war unter G1 mit mal mehr, mal weniger Wind kaum eine einzige Wolke zu erspähen. So wurde über fehlende kurze Hosen und den optimalen Sonnenschutz diskutiert. Mit dem letzten Segeltag der To-Greenwich-Etappe kann gesagt werden, dass im April auf der Nordsee segeln deutlich sonniger und entspannter sein kann als zu erwarten gewesen wäre.

Das erste Erreichen von englischem Boden wurde bei sommerlichen Temperaturen auf Vorwindkurs und teils trockengefallenem „Hafen“ an einem wunderbaren Betonponton erreicht. Nachdem bei gemeinsamen Gin Tonic der Sonnenuntergang zelebriert wurde, erkundete ein kleiner Teil der Crew den Ort Queenborough und konnte unter anderem von einer repräsentativen Fish-&-Chips Tante einen herzlichen Eindruck von Englands Hochkultur gewinnen.

Glenn von Bord des Peters

Peters Traum von Amsterdam

Nach dem Einlaufen haben wir gestern schon den Abendspaziergang durch das Amsterdamer Rotlichtviertel hinter uns gebracht. Da wir damit schon das typische Touristenprogramm absolviert hatten, begannen wir mit der Ideenfindung für den nächsten Tag. Dabei wurde klar, dass man die Stadt am besten von den Grachten aus erkunden könnte. Die normalen Touren mit den bezahlten Kähnen konnten uns aber nicht wirklich begeistern, auch konnten uns die jeweiligen Schiffer nicht wirklich überzeugen (kein Peterpatent etc.). Also entschieden wir uns auf dem flotten Hottie zu viert loszufahren und legten unsere Strecke so fest, dass wir möglichst viele der bekannten Gebäude zu sehen bekommen würden. Nach einem gemächlichen Frühstück hatten wir unser Dinghi schnell klar gemacht, prall befüllt und nach kleineren Problemen schnurrte auch der Motor wie geschmiert.

Um in die Innenstadt zu kommen, mussten wir zuerst das große Hauptfahrwasser vor dem Amsterdamer Hauptbahnhof queren. Die Fahrtroute war leider nicht wirklich senkrecht zur Fahrrinne gewählt, worauf uns die anwesende Polizei auch direkt aufmerksam machte. Bei der Einfahrt in die Innenstadt fiel unser Blick auf ein Schild auf dem irgendetwas mit 2-Taktern in der Eingeborenensprache stand. Aber wer spricht schon dieses Holländisch.

Danach begann eine sehr schöne Tour. Zum Start passierten wir das Nemo Science Museum und das historische Schifffahrtsmuseum. Weiter führte uns die Tour durch sehr schöne Wohngebiete, auch das Tropenmuseum und die Heinekenbrauerei wussten durch ihre Architektur zu begeistern. Die Laune an Bord war ausgelassen und bierselig. Leider fiel uns etwas später auf den inneren Kanälen ein Polizeiboot auf, das uns langsam aber hartnäckig folgte. Die Beamten gaben uns auch kurz darauf zu verstehen, dass wir ihnen folgen müssen. Nachdem wir unsere Fluchtmöglichkeiten kurz analysierten (1,5 PS pro Person vs. 250 PS/Bulle), entschieden wir uns doch zu folgen. Nach kurzem Gespräch hatten sie uns klar gemacht, dass seit dem 1. April 2-Takt Motoren wie unsere im inneren Bereich von Amsterdam verboten sind und wir diesen möglichst schnell verlassen sollten. Da diese Regelung allerdings erst neu eingeführt wurde, konnten sie von einer Strafe großzügiger Weise absehen. Ihr Vertrauen darauf, dass wir den Innenstadt Bereich direkt verlassen, war allerdings nicht sehr groß und wir durften große Teile dieser Strecke nun mit einer Privateskorte in der Form eines Polizeibootes zurück legen.

Nach diesem Ausflug machten wir uns dann noch einmal zu Fuß auf in die Stadt um die wunderschönen Viertel Jordan und Haarlem mit ihren vielen kleinen Läden zu genießen.

Amsterdam hat uns als Stadt trotz 2-Takter Verbot voll überzeugt (beantragen Abstimmung einer neuen AB-Beschriftung um formelle Probleme zu umschiffen: „2×2 Takter“) und brachte an einigen Momenten die Idee auf vielleicht doch nochmal ein Auslandssemester hier zu absolvieren.

Nico und Flo für die PvD-Crew

Stimmen aus der Crew: Kay (mag Janosch auch in anderen Ländern)

Man öffnet die Tür seiner Blockhütte, stapft durch den Schnee, geht mal eben ein paar Zuckerahorne anzapfen, fällt auf dem Rückweg eine Birke, hackt sie klein, stopft sie in den Ofen und dann gibt’s Pfannkuchen mit Ahornsirup. Soweit das Klischee. – Ja, ich weiß, dass man Holz ablagert und dass Ahornsaft lange eindicken muss. Egal.

Unsere „Blockhütte“ segelt, angezapft wird nur die Teekanne und wenn einer mit der Axt an den Baum geht, gibt’s Haue vom Schiffer. Glücklicherweise segeln wir überwiegend im Sommer, statt frischem Ahornsirup gibt’s Lobster vom Grill oder so. Sehen wir mal, was wir so an Klischees finden und was man uns in Quebec davon austreiben wird.

Das dicke Schiff geht morgen auf Reise, ich komme in drei Monaten nach. Als einer derjenigen, die man im ASV durchaus liebevoll „alte Säcke“ nennt, kann ich mir den großen Traum im Gegensatz zu Wolfgang nur in einzelnen Etappen über mehrere große Reisen erfüllen. Dieses Mal wird’s Kanada.

Angefangen hat die Segelei für mich, als mein Vater mir als kleinem Jungen die Seekiste meines Urgroßvaters, eines Schiffszimmermannes, geschenkt hat. Seitdem war’s immer irgendetwas mit der See und den Schiffen. Kapitän bin ich nie geworden, aber was mich der ASV so (mit-)machen lässt, erfüllt die Sehnsüchte perfekt.

Während der „Peter“ schon nach Westen segelt, werde ich die Schulbücher rauskramen, das Französische für die Hafentage auffrischen und in der nautischen Literatur das Seegebiet ausmetern, Gezeiten, Strömungen, … Zwischendrin werde ich den Reiseblog lesen, mit etwas Neid und viel Vorfreude.

Sobald ich dann an Bord komme: In den Gasthäfen wird es ein Bündel aus Veranstaltungen, Feten, schlichten Landgängen geben, was die STI insgesamt mit „Völkerverständigung“ im besten Sinne aber dennoch nur unzureichend beschreibt und es gilt nicht nur für die Jungen.

Zwischen den Häfen segeln wir – Sinn der Sache – und sehen ‚was – Wale vielleicht? Kontakt zu den Crews anderer Schiffe ergibt sich auf See und an Land. Ich freue mich schon auf die Crew der „Rona 2“ – das war beim letzten Mal ’ne wirklich feine Truppe und ich werde sie in Rimouski treffen.

Der „Peter“ wird uns wieder sicher tragen, wir haben immer noch keine elektrischen Winschen an Bord, wir brauchen die vielen Menschen an Deck und so sieht man immer wieder, dass das Allermeiste eben nur gemeinsam geht. Die See lehrt Demut, die Enge an Bord treibt uns überflüssige Egoismen aus. Es ist ein Privileg zu sehen, wie klein und unwichtig man ist – und dass die Welt und das Leben doch schön sind. Unmittelbar.

Ich bin Kay und ich werde mit der sechsten Etappe auf dem Sankt Lorenz und in seinem Mündungsgebiet segeln und hören, was mir der große Strom und die Menschen an seinen Ufern erzählen werden.

Das mit der Birke und dem Ofen mache ich im nächsten Winter zuhause und Zuckerahorne anzapfen … Naja, man kann nicht alles haben.

P.S. Gruß an Peter: Mein Artikel lag auch schon ’ne Weile unfertig rum. ;O)

Werkstattfahrt bei Sonne und wenig Wind

Am Sonntag waren wir endlich das erste Mal mit dem Peter segeln und hatten die Förde fast für uns alleine. Neben Tests mit dem Motor wurden auch noch die letzten Leinen angebaut, so dass wir dann mit Groß und G1 ganz gemächlich über die Förde segeln konnten. Bei diesen Bedingungen konnten wir unsere neue Traveller-Schiene jedoch nicht wirklich auf Herz und Nieren testen, so dass wir morgen gleich wieder segeln gehen. Denn es hat definitiv Lust auf mehr gemacht!