Über Stock und Stein in der Gaspesie

… Oder: Wenn Segler mit Rossmann-Tüte und Handtasche wandern gehen.

Es ging früh morgens mit einem alten, gelben Schulbus zum Nationalpark de la Gaspesie mit dem Ziel, den 1088 m hohen Mont Albert zu erklimmen. Zu Beginn der Wanderung wurde zunächst ein „Vorher“-Foto geschossen und dann machten wir uns auf die 18 km lange Wanderung mit 800 Höhenmetern. Der Ausrüstung entsprechend wurden schnell ein paar Rollen verteilt und Henrik zum Navigator und Mareike zur Reporterin ernannt, während andere einfach nur gut aussahen. Wir kamen dann recht gut voran, genossen die Aussicht, wanderten mal durch Laub- mal durch Nadelwald und hofften, dass sich die Wolken noch verziehen würden bis wir oben angekommen sind. Kurz vor Erreichen des Gipfels wurde die Navigation durch tiefhängende Wolken erschwert und den obligatorischen Umweg einer jeden guten Wanderung hatten wir dann auch abgehakt. Während der wohlverdienten Mittagspause nach 2,5 Stunden auf dem Gipfel konnten wir dann beobachten, wie der nahegelegene See ab und zu in Nebelschwaden verschwand, bevor es dann aufriss und wir einen tollen Blick auf die umliegenden Berge hatten. Nichts ahnend, was der Abstieg noch für uns bereithalten würde, setzten wir den Rundweg gut gestärkt fort, denn 2/3 der Strecke sollten noch bezwungen werden. Nach einem entspannten Kilometer über das Hochplateau mit Blick auf ein paar letzte Schneefelder, wurde dann der Pfad zum Bachlauf und der Abstieg steil. Die Kunst bestand darin, möglichst elegant und trockenen Fußes von Stein zu Stein zu balancieren. Diese Bemühungen nahmen ein abruptes Ende, als wir das erste richtige Flussbett durchqueren mussten. Einige fluteten direkt ihr Schuhwerk aka Bootsschuhe, andere schonten ihre Wanderstiefel vorerst und wateten barfuß durch das eisige Wasser. Unser Weg war weiterhin von Felsbrocken gesäumt, wurde jedoch zunehmend von größer werdenden Schlammpfützen unterbrochen. Nach der zweiten Bachdurchquerung gerieten wir unter leichten Zeitdruck, da die Abfahrtszeit des einzigen Busses näher rückte, unser Zielort aber nicht wirklich. Also hieß es Tempo machen! Vier von uns rissen die letzten 8 km in 2,5 Stunden ab. Gerade rechtzeitig, um noch ein eiliges Nachherfoto zu schießen und zum Bus zu sprinten. Den Busfahrer davon zu überzeugen, auf unsere zwei Nachzügler zu warten, war mäßig erfolgreich. Eine plietsche Mitarbeiterin des Nationalparks verstand es allerdings seeehr gut, Zeit zu schinden und bestand darauf, erstmal alle unsere Personalien sowie Namen und Kontaktdaten der „Vermissten“ aufzunehmen. Kurz vor knapp und fast eine Stunde zu spät hatten es Neeskea und Henrik dann geschafft und wir konnten gemeinsam die Heimfahrt antreten, ohne die Park-Security in Aufruhr versetzt zu haben. Als wir dann schlammverschmiert, völlig zerstochen und hungrig am Schiff ankamen, haben wir uns sehr über den Kaiserschmarrn gefreut und sind nach einer Entschlammungsdusche sehr schnell in die Kojen gefallen.

Die Tour aufarbeitend lasen wir im Reiseführer:

„Die Besteigung des Mont Albert ist Trekking der Spitzenklasse.

Die Besteigung ist extrem anstrengend, gut eingelaufene Wanderstiefel, vier gefüllte Wasserflaschen und mehrere Schichten warme und wetterfeste Bekleidung gehören zur Grundausrüstung.“

Und die Moral von der Geschicht: Dem unerschrockenen Segler graut es auch vor Bergen nicht.

Patricia und Christina für die Wandergruppe

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