Waltag – Ankerwachenlyrik

Denk ich an Wale in der Nacht, bin ich um meinen Schlaf gebracht!

Norbärt zugedacht, der uns leider weder beim Wale-Gucken noch beim Anker-auf-Manöver helfen konnte, da er allzu frühzeitig von Bord gehen musste

Wie immer beginnt ein Waltag mit Walversprechen: „Ich verspreche Euch,“ sagte der Schiffer, „dass Ihr heute Wale sehen werdet.“ Und so segelten wir gen Tadoussac, voller Erwartungen. Wir kreuzten nach Westen, das Wasser wurde immer kälter und unsere Mützen immer tiefer in die Stirn gerückt. Dort, wo der Labradorstrom den Sankt-Lorenz-Strom erreicht, ließen sich dann endlich ein paar weiße Rücken in den Wellen erkennen – es waren Belugawale. Der erste Waldurchgang!

Beluga

Die Crew des Peters drängte sehr zum Wal,
die Kreuz dorthin war wirklich keine Qual.
Und dann kam er – der Beluga!
Die ganze Crew sah ihm zu da,
denn der Wal kam in einer großen Zahl.

Die Hochrechnungen können sich sehen lassen,
die Beluga kamen wirklich in Massen.
20 Tiere, nennen wir es doch in Zahlen,
und nein, wir beginnen nicht zu prahlen.

Ob es auffällt, wenn dort einer fehlte,
und uns die kommenden Monate verpflegte?
Walschlickspieße, … und Walkadellen
würden ersetzen Brot, Gemüs und Sardellen.
Nein, nein, alles nur froher Übermut und Flaxerei,
einer Crew, die staunte mit Kinderaugen, als wäre sie erst Drei!

Der Rücken so weiß wie Schnee,
die Landzunge im Gegenlicht so schwarz wie Ebenholz,
und die Wolken am Abendhimmel glühten so rot wie Blut.
Einfach ein märchenhaftes Schauspiel,
welches wir da erleben durften.

Im Gasthof „zum tänzelnden Peter“ (Peter of Dancing/Pierre de la Danse) kehrten wir am Abend ein,
essen ganz vegetarisch und vorzüglich fein.
An Getränk mangelte es auch mitnichten,
am Ufer verdoppelte sich die Zahl der Fichten.

Die portugiesische H-Milch so weiß wie Schnee,
die Rum-Cola-Mischung so schwarz wie Ebenholz,
und die Wolken am Morgenhimmel so rot wie Blut.
Einfach ein märchenhaftes Schauspiel,
welches wir da erleben dürfen.

Die Ankerwache von 4 bis 5 sollte ich machen,
und so den Schlaf von Schiff und Crew bewachen.
Nun sitze ich an Deck bei weißem Mondschein,
von Osten kommen die ersten Sonnenstrahlen rein.
Die stille und friedliche Bucht lädt zum Nachdenken ein,
dies kann wirklich nicht das schlechteste Hobby sein!

Frühes Morgenlicht spiegelt sich auf aalglatter See,
Ankerwache tut nicht weh.
Kleine Wellen klatschen,
Lummen patschen,
und die Sonne hat nun schon Kraft.
Der Wunsch nach Frühstück und Segelsetzen kommt mit Macht.

Die Sonne steht schon hoch am Himmel,
als die letzte Wache beginnt.
In den Kojen leises Schnarchen,
die Crew liegt im wohlverdienten Schlummer
und träumt vom Waltag.
Rings herum friedliches Idyll,
Wasser, Felsen, Vögel,
und die Zeit scheint stillzustehen.
Kein Gedanke an Lichtmaschine, Fockstagspanner, Antennenkabel.
Allein am Horizont ein Dreimaster in langsamer Fahrt,
wartet wie wir auf den Einlass in den nächsten Hafen.
Und eine Dusche wäre jetzt auch nicht schlecht.

Es schnarcht und prustet unter Deck,
ich denke mir oh Schreck,
Ein Wal hat sein Versprechen,
sich uns zu zeigen nicht vergessen.

P.S.: Dieses poetische Oeuvre erstand während der Ankerwache in der Nacht vom 12. auf den 13.07. in der Anse a l’Original nach einem wunderbaren Waltag als fortlaufende literarische Performance der gesamten Crew.

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