How to Perform

Seit Tagen rollt der Peter in einer richtigen Rauschefahrt über das tiefe Blau des Atlantiks. Es geht auf und nieder, hin und her, sodass sich manch Einer des Schlafes beraubt und Andere der Frühstücksruhe bestohlen fühlen. Aber ein Gedanke steht den Nachtwachenden auf die Stirn geschrieben: Performance. Waghalsige Schräglagen, Wachantritt 2 Minuten zu früh, gefährliche Fingerbewegungen am Steuerrad unter dem Sonnensegel und ein seichtes Schnarchen aus dem Mittelcockpit tragen zu einer allgemeinen performanten Stimmung zu jeder Zeit bei. Damit wir auch bei Kräften bleiben, werden außergewöhnliche Speisen zur abendlichen Stunde serviert. So kommt es schon mal vor, dass inmitten des weiten Atlantiks etwas Bergluft angespült wird und es ein paar deftige Alpenmakkaroni einen Platz auf die Speisekarte ergattern.

Da uns tagtäglich eine stetige Hitze begleitet, konnte es auch nicht lange dauern, ehe sich der Kühlschrank in eine gigantische, Grauwassertank- verdrängende Stinkbombe verwandelt. Dank unserer ständigen Hyper- Performance wurde dieser kurzerhand zum Ziel der Vormittagswache und nun wird stark gehofft, dass sich kein Delphin über den Käse hermacht.Und um unser starkes Gefühl nach Sauberkeit noch zu untermalen, kam es nach einigen skeptischen Versuchungen zu ausgedehnten Duschpartys im Mittelcockpit. Sauber geht’s weiter in den schwitzenden Wahnsinn.

Schlummernde Perfomancegrüße von Lisa für die PvD- Crew.

Die kleinen Fragen

Endlich ist es soweit. Der große Schlag über den Atlantik hat begonnen. Nach dem leicht verlängerten Aufenhalt auf Gran Canaria war allen die Freude, endlich wieder segeln zu können, deutlich anzumerken. Langsam findet man sich in den Bordalltag ein, der von den kleinen Fragen immer wieder aufs neue dominiert wird. Wann gibt es Essen? Was gibt es zu Essen? Wie lange noch bis zum Wachwechsel? Wie heiß kann es noch werden? Wie rot kann ich noch werden? Gibt es Eis? Bekommen wir irgendwie die Getränke kalt? Sind wir bald da?
Aber bei alle dem vergessen wir nicht: Es geht gut voran.
Auch wenn das Wettersystem leider keinen konstanten Passat für uns bereit hält, so sind die Bedingungen doch so, dass wir mit einem guten Speed durch den Atlantikswell fahren.
Bei den meisten Wachen ist die Ansage ein grober Kurs und „Den Kahn laufen lassen“. Und wenn der Skipper sagt, wir sollen ihn laufen lassen, dann machen wir das auch.
Als einzigen Wehmutstropfen muss man wohl den veränderten Start der Etappe verbuchen. Durch die sehr unterschiedlichen Startzeiten kommt diesmal leider noch kein richtiger Konkurenzkampf um den Titel als erstes Schiff in Bermuda auf. Aber wir hoffen im Laufe der Wochen diese Situation noch zu ändern.
Also weiter mit guter Laune und bald guter Bräune voran. Die nächste Mahlzeit kommt hoffentlich auch bald. Und auf Bermuda wartet ein Eis:-)
Florian Maxeiner

First ship home, first ship an der Waschmaschine

Seit Freitag hatten wir Flaute. Und die war hartnäckig. Am Freitagmorgen dachten wir noch, wir würden in der Nacht ankommen und Anna hat uns schon Pfannkuchen zum Frühstück im Hafen versprochen. Doch dann war der Wind am Nachmittag aus und wir haben im Schnitt 2kn gemacht. Von leichtem Spinnacker über ausgebaumte G1 bis hin zur Fock haben wir alles probiert und uns manchmal eingebildet, dass wir 0,2kn schneller waren. Am Ende haben wir unsere ganze Hoffnung in Leetrimm gesetzt, alle Segel an Deck geschafft und die gesamte Wache über in der prallen Sonne in Lee gesessen. Doch langsam aber sicher näherte sich Las Palmas und das Überqueren der Ziellinie wurde sehr enthusiastisch gefeiert. Damit waren wir das erste Schiff im Hafen und das einzige, das überhaupt die Ziellinie überquert hat. Die anderen Schiffe hatten komplett eingeparkt und sind zum Teil immer noch unterwegs, jetzt aber unter Motor. Das hat uns den entscheidenden Vorsprung an der Waschmaschine gebracht. Weil der Start auch noch weiter nach hinten verschoben wurde, erkunden wir gerade Las Palmas, essen Eis am Strand und haben gestern Abend ausgelassen mit mehreren Crews auf der Wylde Swan einen Barbecue- Abend genossen.

Christina für PvD

Unendliche Weiten

Wasser. Überall Wasser. Blau, grau, weiß, aquamarin, türkis, schwarz. Und ja, auch rot.

Getränkt von dem Blut des schlafenden Wales, der platzte, als Tillman ihn anfuhr.

Tod. Überall Tod. Wale, Schildkröten, Vögel, Fischerbojen, Holz.
Und ja, auch der Wind.

Aber es gibt einen Lichtblick am Horizont. Im Morgendunst taucht die Insel Alegranza auf.

Ist die Endlichkeit erreicht?!

 

Michael für PvD

Gemälde STA 1964

Die letzten Berichte der PvD-Crew und vor allem die Bildfolgen der 2. Etappe bis Portugal haben bei mir schönste seglerische Erinnerungen lebendig werden lassen, die sich in dem Original-Aquarell widerspiegeln, das ich vom damaligen AH-Vorsitzenden Shanty Schumacher geschenkt bekommen habe. Günther Habedank hatte den Start des „alten“ Peter von Danzig kurz nach dem
Start zur STA-Regatta am 5.6.1964 vor Cap Roca eingefangen. Das Bild zeigt die Juan S. Delcano, die Danmark und die Libertad sowie im Hintergrund den PvD unter Jobst Schipke als Schiffer mit Kurs auf die Bermudas.

Möge auch die jetzige PvD-Crew auf der 3. Etappe in der erlauchten Gesellschaft von Großschiffen alsbald den optimalen Kurs im Passat finden und wohlbehalten mit einer achtbaren Regattaleistung die Bermudas erreichen. Etwas kribbelig in der Seele denke ich jetzt schon an die 7. Etappe von Quebec nach Halifax – und freue mich nach 53 Jahren wieder auf die lange Dünung des Atlantic.

Alard Stolte

 

Schildkröten: im klassischen Sinne süß

„Endlich wieder auf dem Wasser“, war vor ca. 48 Stunden die einhellige Meinung. Dieses Landleben kann auch ziemlich anstrengend sein: Am Samstag haben wir für die nächsten 50 Tage bis Boston proviantiert. Nach 5 Stunden und zwei Kassenabstürze später haben wir Lidl mit 15 Einkaufswagen Proviant und 1000l Wassser in Flaschen wieder verlassen. Verstaut war abends dann auch alles, der Peter ist wirklich ein Raumwunder. Wie für ein typisches Tall Ships Event üblich, fanden abends dann noch die Crewparade und Crewparty in Sines statt. Und eine Party wäre keine richtige Party, wenn nicht wenigstens ein paar ASVer noch schwimmen gehen würden. Am Sonntag mussten wir noch am Boot rumwerkeln, haben die Bierbilge bis oben hin vollgemacht und uns das Feuerwerk vor toller Großsegler Kulisse angeschaut.
Nach der Seglerparade, bei der auch die großen Traddis Vollzeug gesetzt hatten, war dann endlich der Start. Wie schon auf der vorherigen Etappe sind wir mit Klüver und Fock gestartet und konnten nach und nach an den Großen vorbeiziehen. Nach dem Sonnenaufgang war es wieder Zeit für den Spi und das typische Bordleben: Gemüse schnippeln, Haare flechten, Sonne tanken. Selten sind Crew und Deck so nass geworden wie beim Gruß an Rasmus zum Sonnenuntergang. Zur Hundewache konnten wir dann schließlich mit den Worten „die Wassertemperatur liegt über 20°C“ wecken.
Nachts sind alle Katzen grau und ähnlich verhält es sich mit Schoten, Fallen, Winschkurbeln und Bändseln. Die nächtliche Runde „ich sehe was, das du nicht siehst“ führte folglich zu massenhaft Fachsimpeleien über eingeflochtene Goldstränchen und gelbe Aufkleber.
Die Flaute haben wir großzügig der anderen Wache überlassen und segeln nun hoch am Wind mit G1 und Groß durch den unglaublich blauen Atlantik. Delfine können hier an Bord keinen mehr schocken, doch Kais Sichtung einer Meeresschildkröte sorgte für Aufregung an und unter Deck. Die sonnenbeschienenen Gemüter wurden zu Diskussionen über die Aufnahmen der Schildkröte als Therapietier in die Prolowanne angeregt. Trotz einer gut konzipierten pro und contra Liste, die dem Schiffer vorgelegt wurde, konnte noch keine endgültige Entscheidung getroffen werden.

Tillman und Christina für die Steuerbordwache

Ein etwas anderer Segeltag auf der Nordsee

Wir verlassen Helgoland in der Morgendämmerung, G1 und Groß werden gesetzt.

Kurze Zeit später geht die Sonne in pink-orange auf und Helgoland ist schon achteraus. Im Durchschnitt machen wir so 6 Knoten und schon werden wieder neue Pläne geschmiedet, wo wir denn als nächstes hin könnten. Es ist zwar noch ein bisschen frisch und wir freuen uns auf die warme Koje, aber bei der aufziehenden Wache sieht man schon wieder mehr Sonnenbrillen als Mützen.

Zum Mittag werden wir vom Geruch des frisch gebackenen Brotes geweckt und auch die Sonne scheint immer noch. Nach kurzer Zeit an Deck schälen wir uns dann wieder aus Ölzeug, Midlayer und Stiefeln; Jeans und eine dicke Fleecejacke tun es auch. Das ist leider auch dem etwas flauen Wind zu zuschreiben, aber wir wollen uns ja nicht beschweren.

Nico verstellt dann solange die Holepunkte bis wir wieder einen halben Knoten mehr Fahrt haben. Karo stellt fest, dass ein Lautsprecher direkt an der Steuersäule nicht zu empfehlen ist und zu Abweichungen von bis 30° führt. Michi macht es sich in der Achterpiek gemütlich und redet der Heizung gut zu, aber immerhin hat sie einen Tag funktioniert. Flo outet sich als „reiner Niedergangssmut“. Henning, unserer Binnensegler aus Halle, muss sich erst mal an das Peter-Steuern gewöhnen und ich rücke dem Deck mit etwas Verdünner zu Leibe.

Um den Tag dann noch das i-Tüpfelchen aufzusetzen, frischt der Wind am frühen Abend wieder auf und wir setzen noch spontan den Spi. So endet der Tag auf der Nordsee wieder mit einem orangenen Himmel und wir fragen uns so langsam ernsthaft, warum ihr nicht mit uns im April über die Nordsee segeln wolltet.

Christina für die Backbord-Wache

STA-Regatta Lissabon-Bermudas-New York 1964

Uns erreichte eine sehr nette Mail von Alard Stolte. Er war damals bei der Teilnahme an der STA-Regatta Lissabon-Bermudas-New York 1964 einer der Organisatoren. Dem ASV, dem alten PvD und der Crew wurde übrigens damals für die Rückreise von New York nach Kiel der zweite Schlimbach-Preis verliehen.
Außerdem hat Alard eines der Banner gemalt, die Christina in ihrem letzten Bericht von Bord erwähnte und die dem Peter und seiner Crew im NOK einen letzten Gruß mit auf die Reise gaben.
Die Fotos vom Banner hat er an uns und mit nachfolgendem Brief auch an seine Kammeraden von der STA-Regatta 1964 geschickt.

Ihr lieben alten ASVer!

Am 31.3.2017 lag der PvD bereits seeklar am Steg vor dem ASV-Bootshaus. Gestern fand die offizielle Verabschiedung statt. Und nach einer notwendigen Übernachtung kurz hinter der Holtenauer Schleuse ist die erste der 9 Crews heute unter Motor (!) und bei Tageslicht nach Brunsbüttel aufgebrochen, um dort noch das ablaufende Wasser zur Nordsee zu erhaschen.

Als ich letzte Woche vorausschauend die modernisierte (!) Kombüse inspizierte, da erinnerte mich an 1964, als wir mit dem alten PvD im Schlepp eines Kümos Rendsburg passierten und uns die Familie von Otto Beckmann ermunternd mit weißen Bettlaken zuwinkte. Da gab es mir einen Ruck und ohne nachzudenken, holte ich mir die „geklaute“ Flagg aus meinem ASV-Archiv, die 1964 (!) vor dem Bootshaus lustig geflattert hatte. Nun bedurfte es nur noch einer Bastelei und zusätzlichen Beschriftung.

Mein Sohn und meine beiden Enkelkinder wollten den Papa und Opa Alard bei dieser Aktion begleiten. Wir hatten ausgekundschaftet, wann uns der PvD kurz hinter der Rader Hochbrücke Richtung Rendsburg passieren musste. Als uns die Crew am Kanalufer mit dem Bettlaken entdeckte, kamen alle an Oberdeck und wir hörten ein dreifaches „Hipp hipp hurra“.

Seid nicht traurig – ich „vertrete“ Euch ein wenig auf der 7. Etappe und grüße Euch und Eure Frauen heute herzlich… bis zu einem weiteren Morsezeichen.

Gruß Alard

Sonnige Grüße aus Helgoland

Wir segeln endlich! Nach einer tollen Verabschiedung in Kiel durch ASVer, Freunde und Familie, ging es am Sonntag durch den NOK. Neben der obligatorischen Sicherheitseinweisung inklusive Anbauen der Notpinne wurden wir auch noch zweimal von Land aus mit bemalten Bannern verabschiedet.

Doch endlich auf der Nordsee wurden sofort die Segel gesetzt und trotz 3 kn Strom von vorne waren wir noch im Hellen in Cuxhaven. Gefroren haben wir dabei die ganze Zeit nicht, im Gegenteil: es waren mehr Sonnenbrille
n als Mützen an Deck zu sehen und auch die Sonnencreme war schon in Aktion. Heute Morgen ging es dann früh um 7 Uhr weiter in Richtung Helgoland, so hatten wir den Strom zum Glück von hinten. Das Segeln kam mal wieder nicht zu kurz: erst die G3, dann ein Segel-in-Segel-Wechsel auf die G1 und danach dann leider die Dieselfock, dafür konnte dann aber auch wieder ein dicker Pulli ausgezogen werden. Jetzt genießen wir den Nachmittag auf Helgoland und starten morgen früh vor dem Sonnenaufgang in Richtung Westen.

Wir genießen also weiterhin das Segeln und die Sonne und hoffen, dass sich die Nordsee auch weiterhin von ihrer besten Seite zeigt.

Christina für die PvD-Crew

Leinen Los!

Am Samstag, den 1. April, war es endlich so weit, es hieß „Leinen los!“ für den Peter von Danzig.
Bei Sonnenschein versammelten sich ab 12.00 Uhr zahlreiche ASVer und Gäste bei uns im Hof und wurden mit Sektempfangen. Wolfgang, sichtlich nervös und aufgeregt wegen der Reise, begrüßte für das Orga-Team alle Anwesenden und dankte allen Helfern und Sponsoren. Ihm folgten Bürgermeister Todeskino sowie unser Vorsitzender Heiner von Maydel auf das Rednerpult, die uns viele gute Wünsche mit auf die Reise schickten.
Danach wuselten alle wieder wild durcheinander, machten sich über die von famila gespendeten Häppchen her, begutachteten ein letztes Mal den Peter und die Segler der ersten Etappe verabschiedeten sich von ihren Familien.
Nach einem letzten Crewfoto an Deck war es dann so weit, der Peter legte, unter Beobachtung der auf der Kiellinie versammelten Zuschauer ab. Norbert Jäger begleitete das Ablegemanöver mit seiner Trompete und nach dem Segelsetzen kam der Peter zu einem letzten Gruß am Steg vorbeigesegelt.
Mittlerweile ist der Peter schon auf der Nordsee und segelt seinem ersten Etappenziel London entgegen. Wir erwarten ihn in fünfeinhalb Monaten, hoffentlich bei genauso tollem Wetter und mit einer ebenso schönen Feier wieder zurück in Kiel. Dann mit 9000 Seemailen mehr auf dem Buckel und ganz vielen tollen Erinnerungen an die Reise und unser großes Ziel Kanada.