Freitag, 7. Juli. Sainte-Anne-des Monts, Québec. Andere Ortszeit und die Uhren gehen hier auch sonst anders. Aber erst einmal zur Anreise:
Damit in Summerside die Hochsicherheitsstufe abgebaut werden kann, verlassen wir Sonntagabend den gastlichen Hafen und nehmen langsam Fahrt nach Norden auf. Die neue Crew muss sich etwas einreiten, aber freundliche südwestliche Winde bringen uns voran durch die Nacht. Das Logbuch vermerkt dann für Montag zunächst lediglich nautische Daten, Winde, Barometer. Wir sind zu sehr mit segeln beschäftigt, als dass wir Quatschkram und Bordblödsinn ins Logbuch eintragen würden. Essen, schlafen, segeln, ihr kennt das. Nebenher üben wir Zygrib (=Wetterdateien per ISatPhone, grob vereinfacht gesagt) und ergänzen per Internet vom nahen Land die Wetterwarndaten der kanadischen Hydrographen. Keine relevanten Warnungen, läuft. Mittags erreicht uns von Bord der Regina Germania eine E-Mail mit Einladung zur Ankerparty in La Malbaie. Wir nehmen ein wenig Dieselbrise, um noch bei Licht Anker werfen zu können, das klappt. Die Bucht macht ihrem Namen keine Ehre, wir haben es gut und ruhig. Freie Sicht auf den „Roche de Percé“, so eine Art Etretat in Kanada. Vogelparadies und -schutzgebiet. Die Langfahrer kennen die Mitlieger, wir schaukeln einhellig nebeneinander her und stellen die Uhren auf Québeczeit um. Wir haben es gut, falls ich das noch nicht sagte. Dienstagmittag trennt sich das Feld der Ankerlieger langsam wieder. Auch wir holen unseren Anker auf und segeln langsam gen Norden, an der Bucht von Gaspé vorbei und dann ganz allmählich immer weiter westlich. Es geht ruhig durch die Nacht und die Tide macht sich immer deutlicher bemerkbar. Morgens stirbt uns langsam der Wind weg. Flaute. Wir lernen einzelne der Windräder an Land etwas persönlicher kennen und fragen uns, ob wir an diesem oder jenem nicht eigentlich schon vorbei waren. Also Badetag. Der Peter treibt ein wenig herum, die Crew treibt ein wenig herum. Man kann es schlechter haben. (An die Neider unter Euch: Ja, doch, es geht uns angemessen schlecht. Und jetzt geht und schämt Euch für’s neidisch sein!) Irgendwann müssen wir ein wenig motoren, um nicht nur rückwärts zu fahren. Wir vergleichen das Landpanaroma mit bekannten Küsten. Dänemark, Schweden, Ammersee, Helgoland. Passt alles nicht so. Ist wohl doch wie in Kanada. Passt auch besser zum Ort in der Seekarte. ;O) Später segelt es sich wieder. Lockerer Zeitvertreib. Etwas Wind: segeln. Kein Wind: Segel runter, Maschine. Hmpf. Es wird Nacht und Donnerstag. Wir folgen der leichten Rundung der Küste im Süden.
Der Tidenstrom wird stärker, der Wind ab und zu auch, vorwiegend aus westlichen Richtungen. Wechselhaft. Zwischendurch, fast ohne Vorwarnung, Starkwind. Das spielen wir auch ein, zwei Male. Nicht, dass uns langweilig wird. Für die Donnerstagnacht kommt dann doch noch eine Gewitterwarnung herein, auch mit deutlich mehr Wind und wir entscheiden uns endgültig, die Maschine zu nutzen. Wir haben Freigabe für Sainte-Anne-des-Monts, dürfen einen Tag früher kommen und wollen abends „drin“ sein. Ein paar Telefonate, der Hafenmeister erwartet uns. Bei Annäherung sieht die Hafenanlage etwas anders aus als auf den Fotos im Handbuch, aber in der Nordwestecke des Hafenbeckens erwarten uns freundlich winkend gleich vier Festmacher(ge)hilfen auf einem Schwimmsteg. Die Wassertiefe reicht auch – bequemerweise sind wir auf die Minute mit der tiefsten Ebbe da. Zack, fest, passt. Kurz nach zehn Uhr in der Nacht ballert es zwanzig Minuten lang mit 9 Beaufort über uns hinweg, wir bringen noch ein paar mehr Festmacher aus und haben alles richtig gemacht. Später flaut es etwas ab.
Zum Touristenprogramm in Sainte-Anne-des-Monts kommen wir später. Erstmal herzliche Grüße vom Peter,
Kay und Crew